Acht Prozent runter – 22 Punkte hinter dem Markt
Seit Mai, als Warren Buffett seinen Abschied für Jahresende verkündete, verlor die Berkshire-Aktie rund acht Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg der S&P 500 um 14 Prozent.
Eine Differenz von 22 Prozentpunkten – eine Schwäche, wie sie in Buffets Amtszeit nur 2000 und 2020 vorkam. Für Anleger stellt sich die Frage: Ist das nur Panik vor dem Abschied oder das Ende der „Buffett-Prämie“?
221 Milliarden Dollar – die Buffett-Prämie schmilzt
Laut Berechnungen von David Kass, Finanzprofessor an der University of Maryland, ist der Rückstand fast direkt auf Buffetts Rücktrittsankündigung zurückzuführen.
Bei einer Marktkapitalisierung von einer Billion Dollar entspricht die Underperformance einer „Buffett-Prämie“ von 221 Milliarden Dollar, die der Markt aktuell auspreist. Die Aktie ist damit plötzlich günstiger – aber auch entzaubert.
Fundament steht: Versicherungen und Cash-Reserven
Berkshire Hathaway ist mehr als ein Mann. Das Konglomerat stützt sich auf die Versicherungssparte mit Geico, BH Reinsurance und weiteren Gesellschaften. Sie generieren jährlich gewaltige Mengen an „Float“, also Kapital aus Prämien, das sich anderswo investieren lässt. Dazu kommt ein Aktienportfolio von 250 Milliarden Dollar und 80 Beteiligungen vom Energiegeschäft bis hin zu Dairy Queen.
Entscheidend: Berkshire verfügt über 344 Milliarden Dollar Cash – mehr, als 476 der 500 S&P-Unternehmen überhaupt wert sind. Eine Kriegskasse, die den Konzern auch in Krisen einzigartig robust macht.
Experten raten zum Kauf
UBS-Analyst Brian Meredith sieht in Berkshire ein Uhrwerk, das weiterläuft:
„Buffett hat dieses Unternehmen so aufgebaut, dass es auch ohne ihn funktioniert.“
Sein Kursziel: knapp 900.000 Dollar für die A-Aktie, rund 20 Prozent über dem heutigen Kurs. Auch Fondsmanager wie David Wehner (FGTC Investments) oder Ludwig Palm (Flossbach von Storch) nutzen den Kursrutsch zum Nachkaufen.
Ihr Argument: Die operativen Gewinne steigen weiter, und mit BNSF (Eisenbahn), Geico (Versicherungen) und Energiegeschäft stehe Berkshire auf soliden Säulen.
Risiken bleiben
Doch es gibt offene Flanken: Das US-Handelsumfeld ist unberechenbar, Klimarisiken könnten die Versicherungssparte belasten, und politische Eingriffe – zuletzt Trumps Stopp neuer Genehmigungen für erneuerbare Energien – bedrohen Teile des Energiesegments. Auch das Kraft-Heinz-Debakel, das zu Milliardenabschreibungen führte, zeigt, dass Berkshire nicht unfehlbar ist.
Substanz statt Mythos
Der Rückzug von Warren Buffett markiert das Ende einer Ära – aber nicht das Ende von Berkshire. Das Konglomerat bleibt ein Bollwerk mit Cash-Reserven, Versicherungsgeschäft und diversifizierten Beteiligungen.
Anleger müssen sich verabschieden vom Mythos der unendlichen „Buffett-Prämie“. Was bleibt, ist ein Substanzwert mit verlässlicher Ertragskraft – und das könnte, nüchtern betrachtet, attraktiver sein als jede Legende.
Das könnte Sie auhc interessieren:
