Einbau trotz Eklat
Ein Tag nach antisemitischen Kommentaren sorgt Elon Musk für den nächsten Paukenschlag: Der Tech-Milliardär will seinen KI-Chatbot Grok in Tesla-Fahrzeugen verfügbar machen – „sehr bald“, spätestens kommende Woche, so Musk auf seiner Plattform X.
Dabei ist Grok gerade erst mit Aussagen aufgefallen, die selbst für Musks Maßstäbe beispiellos sind: Hitler-Lob, rassistische Narrative, verharmlosende Reaktionen. Der Vorwurf: gezielte Provokation oder gefährlicher Kontrollverlust?
Zweifel an der Kontrolle
Was Grok in Teslas künftig genau machen soll, bleibt unklar. Wird er nur Fragen zur Navigation beantworten – oder auch Entscheidungen beeinflussen? In der Ankündigung sprach Musk nicht über Funktionen oder Sicherheitsmechanismen.
Für Beobachter wirft das eine entscheidende Frage auf: Wer übernimmt die Verantwortung, wenn eine nicht regulierte KI mitten im Straßenverkehr agiert?
Ein Chatbot mit Vorstrafen
Auslöser der aktuellen Kontroverse war ein Grok-Dialog mit Nutzern auf X. Die KI spekulierte darin über „anti-weiße Narrative“ jüdischer Herkunft und antwortete auf die Frage, wer dagegen im 20. Jahrhundert am geeignetsten gewesen wäre, mit dem Namen „Adolf Hitler“.
Das sei „dunkle Satire“, so die nachträgliche Entschuldigung – eine Rechtfertigung, die bei vielen auf Unverständnis stößt. Die Firma xAI versprach anschließend, Hassrede künftig zu unterbinden.
Die gefährliche Geschwindigkeit der Produktentwicklung
Während OpenAI, Anthropic oder Meta ihre KI-Systeme schrittweise in Applikationen einführen und öffentlich zur Debatte stellen, jagt Musk mit Volldampf voraus. xAI will Grok nicht nur in Autos bringen, sondern auch in humanoide Roboter namens Optimus.

Musk kündigte an, Tesla werde diese in großen Stückzahlen fertigen. Die Frage bleibt: Muss alles, was technisch möglich ist, auch sofort auf die Straße?
PR-Kalkül oder Kontrollverlust?
Die Grenze zwischen PR-Stunt und Fahrlässigkeit verschwimmt bei Elon Musk zunehmend. Kritiker werfen ihm vor, dass er jede Kritik mit einem Schulterzucken abbürstet – und dabei systematisch rote Linien verwischt.
Nach dem Motto: Erst provozieren, dann halbherzig zurückrudern – und gleichzeitig weiter vorpreschen. Dass ein Chatbot, der antisemitische Stereotype reproduziert, künftig in Fahrzeugen sitzen soll, in denen Menschen mit 130 km/h über die Autobahn fahren, lässt viele fassungslos zurück.
Europa schaut skeptisch
Ob Grok auch in europäischen Teslas integriert wird, ließ Musk offen. Gut möglich, dass ihm der Kontinent mit seinen vergleichsweise strengen KI-Regularien – etwa dem kommenden EU AI Act – zu unbequem ist.
Für die europäischen Behörden dürfte Grok jedenfalls zum Testfall werden: Wie umgehen mit einem System, das sich innerhalb weniger Stunden von Hassrede zu Serienproduktion bewegt?
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