Tesla hat ein neues Problem – und es hat vier Räder, eine schräge Edelstahlkarosse und einen Namen, der einst als Symbol für die Zukunft gedacht war: Cybertruck. Jetzt, rund eineinhalb Jahre nach dem pompösen Serienstart, ist von Zukunftsvision nicht mehr viel übrig.
Stattdessen: Rücknahmeaktionen, Verkaufsstopp, dramatische Preisabschläge – und eine große Portion Ernüchterung bei Investoren wie Kunden.
Rücknahmestart mit einem Schockwert
Was Tesla bislang vermieden hatte, ist nun Realität: Der US-Konzern nimmt erste gebrauchte Cybertrucks offiziell zurück. Doch statt einer sanften Preiskorrektur erleben Käufer einen regelrechten Schock.
Fahrzeuge der sogenannten Foundation Series, 2024 noch für rund 100.000 Dollar verkauft, werden aktuell von Tesla für rund 65.400 Dollar zurückgekauft – selbst bei geringer Laufleistung. Ein Wertverlust von über 34 Prozent innerhalb eines Jahres. Auf freien Plattformen wie CarGurus liegen die Einbußen sogar bei bis zu 45 Prozent.
Was Tesla lange geheim hielt, ist nun öffentlich: Der Cybertruck ist nicht nur ein Problemkind – er entwickelt sich zur finanziellen Hypothek.
Überhitzte Erwartungen – unterkühlte Realität
Dabei hatte alles spektakulär begonnen. Elon Musk versprach ein revolutionäres Fahrzeug: bulletproof, kantig, disruptiv. Die Medien überschlugen sich, die Vorbestellungen explodierten. Über eine Million Reservierungen zählte Tesla offiziell. Doch in Bestellungen umgewandelt wurden wohl nur rund 40.000. Und das aus gutem Grund.

Mit Serienstart im Herbst 2023 offenbarte sich: Der Cybertruck war teurer als erwartet, langsamer als versprochen – und funktional nicht überall überzeugend. Vor allem das Design spaltete die Fangemeinde. In der urbanen Realität wirkte das futuristische Erscheinungsbild eher wie ein Fremdkörper denn als Statussymbol.
Nachfrage stockt – Produktion gedrosselt
Berichte aus Teslas Umfeld legen nahe, dass das Unternehmen intern längst auf die Bremse tritt. Die Produktion des Cybertruck wurde reduziert, teils sogar gestoppt.
Fahrzeuge, die ursprünglich als Foundation Series deklariert waren, sollen inzwischen umetikettiert und als Standardmodelle verkauft worden sein. Ein deutliches Signal, dass Tesla versucht, Lagerbestände zu bereinigen – ohne das mediale Eingeständnis eines Misserfolgs.
Auch der Gebrauchtwagenmarkt reagiert kühl. Viele Händler vermeiden den Ankauf der Trucks, teils aus Unsicherheit über Wiederverkaufswert, teils wegen fehlender Rücknahmegarantien durch Tesla. Dass der Konzern nun doch auf Rücknahmen setzt, dürfte mehr aus der Not denn aus Überzeugung geschehen sein.
Vertrauenskrise statt Kultfaktor
Dass der Cybertruck Tesla nicht nur wirtschaftlich, sondern auch reputativ schadet, ist inzwischen schwer zu leugnen. Als Flaggschiff für Innovation gedacht, sendet das Modell derzeit Signale des Scheiterns. Die enormen Wertverluste, die enttäuschten Käufer, die schleppende Nachfrage – all das kratzt am Image des Konzerns.
Zum Vergleich: Teslas Model Y war binnen weniger Quartale das meistverkaufte Auto der Welt. Der Cybertruck hingegen hat es bislang nicht einmal geschafft, die Nische glaubwürdig zu besetzen. Wer ihn fährt, fährt ein Statement – aber eines, das zunehmend Fragen aufwirft: zur Alltagstauglichkeit, zur Preisgestaltung, zur strategischen Klarheit des Unternehmens.
Was nun, Tesla?
Für Anleger, Analysten und Marktbeobachter stellt sich nun eine zentrale Frage: Ist der Cybertruck ein einmaliger Ausrutscher – oder das erste Symptom eines tieferliegenden Problems? Denn Teslas Markenkern lebt vom Versprechen, technologisch voraus zu sein. Wenn dieses Versprechen bei einem Prestigeprojekt wie dem Cybertruck nicht eingelöst wird, drohen Folgeschäden auch bei künftigen Produktlinien.
In einem Markt, in dem chinesische Hersteller mit günstigeren und zunehmend ausgereiften E-Modellen nach Europa drängen, kann sich Tesla kein zweites Cybertruck-Debakel leisten. Elon Musk ist nicht nur Technologe, sondern auch Erzähler – doch diese Geschichte endet bislang nicht mit Applaus.
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