18. Oktober, 2025

Unternehmen

SoftBank feiert juristischen Befreiungsschlag – Credit Suisse blamiert sich vor Gericht

Ein Londoner Gericht hat die milliardenschwere Klage der Credit Suisse-Fonds gegen SoftBank abgewiesen. Im Zentrum: der Greensill-Skandal, ein Symbol für das riskante Spiel zwischen Tech-Investments, Gier und blindem Vertrauen. Nun jubelt SoftBank – und UBS bleibt auf den Scherben sitzen.

SoftBank feiert juristischen Befreiungsschlag – Credit Suisse blamiert sich vor Gericht
SoftBanks Aktien feiern, doch das Urteil zeigt: In der Finanzwelt siegt oft, wer am längsten stehen bleibt.

Gerichtsurteil mit Signalwirkung

Es ist ein Urteil, das Wellen schlägt – nicht nur in London, sondern auch in Zürich und Tokio. Der High Court hat die Klage eines Fonds der ehemaligen Credit Suisse gegen die japanische SoftBank Group abgewiesen. Der Vorwurf: SoftBank habe vom Zusammenbruch des Finanzdienstleisters Greensill Capital profitiert oder diesen zumindest in Kauf genommen. Der Schaden belief sich auf 440 Millionen Dollar – ein teures Lehrstück für die Schweizer.

Das Gericht kam zu einem klaren Ergebnis: SoftBank habe „weder Kenntnis noch Absicht“ gehabt, die Greensill-Transaktionen in eine Schieflage zu bringen. Damit ist ein juristischer Schlussstrich unter eines der letzten offenen Kapitel im Greensill-Drama gezogen – und für SoftBank ein Befreiungsschlag nach Jahren juristischer Schatten.

Das Ende einer toxischen Allianz

Der Fall beleuchtet die riskanten Verflechtungen zwischen SoftBank, Greensill und dem US-Baukonzern Katerra – einem Paradebeispiel dafür, wie SoftBanks milliardenschwerer Vision Fund Start-ups mit Geld zuschüttete, bis die Struktur selbst zusammenbrach.

Katerra, einst als Revolution der Bauindustrie gefeiert, war in Wahrheit ein Kartenhaus aus Krediten, Vorschüssen und Greensill-Finanzierungen. Als Greensill 2021 kollabierte, fiel auch Katerra – und die Credit Suisse-Fonds, die die Forderungen finanzierten, blieben auf wertlosen Papieren sitzen.

Nun steht fest: SoftBank haftet nicht. Die Londoner Richter sahen keine Anhaltspunkte dafür, dass das japanische Technologieimperium vom Zusammenbruch wusste oder ihn beförderte. Für die Anleger der einst renommierten Credit Suisse ist das ein bitteres Urteil – und eine Erinnerung daran, wie tief die Bank in den toxischen Kreislauf aus Greensill, Archegos und Selbstüberschätzung verstrickt war.

Von Visionen und Verlusten

SoftBank-Gründer Masayoshi Son gilt als einer der visionärsten – und waghalsigsten – Investoren der letzten Dekade. Sein Vision Fund hat Giganten wie Arm, ByteDance und DoorDash groß gemacht – aber auch Milliarden in Fehlinvestitionen wie WeWork, Wirecard und Katerra versenkt.

Das Urteil in London markiert für Son einen seltenen Moment des Triumphs. Die Aktie schoss nach Bekanntgabe des Urteils in Tokio um über acht Prozent nach oben. Anleger werten das Urteil als Befreiungsschlag – nicht nur finanziell, sondern auch symbolisch. SoftBank, lange Inbegriff des Übermuts, wird nun wieder als potenzieller Turnaround-Kandidat gehandelt.

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Doch die eigentliche Botschaft des Urteils ist eine andere: Die Zeit der Rechenschaft für die Exzesse der 2010er-Jahre geht zu Ende – und SoftBank hat sie überlebt.

UBS auf Schadensbegrenzung

Für die UBS, die 2023 die taumelnde Credit Suisse übernehmen musste, ist das Urteil ein weiterer Rückschlag im juristischen Nachlass ihres Rivalen. Man werde „das Urteil prüfen“, hieß es in einer knappen Mitteilung aus Zürich – ein Satz, der nach innen wohl eher „wir haben verloren“ bedeutet.

Die Credit Suisse hatte sich nach dem Greensill-Debakel als Opfer dargestellt – zu Unrecht, wie das Gericht nun implizit bestätigt. Schließlich hatte die Bank jahrelang mit Greensill kooperiert, die riskanten Lieferkettenfonds vermarktet und Milliarden von Kundengeldern in die undurchsichtigen Strukturen gelenkt.

Ein Lehrstück über Hybris

SoftBank, Greensill, Credit Suisse – es ist das Paradebeispiel einer Ära, in der Kapital billig, Gier grenzenlos und Kontrolle optional war. Der High Court hat nun juristisch entschieden, was ökonomisch längst klar war: Nicht alle, die in einem System des Übermuts mitspielen, sind schuldig – aber viele sind verantwortlich.

SoftBank mag vor Gericht gewonnen haben. Doch das Urteil erinnert daran, wie dünn die Linie zwischen Vision und Illusion verläuft, wenn Milliarden auf Vertrauen gebaut werden.

Fazit: SoftBank gewinnt, das System verliert

Das Urteil bringt kurzfristig Ruhe – und einen Kursgewinn für SoftBank. Doch es ändert nichts an der grundlegenden Erkenntnis: Das globale Finanzsystem belohnt immer noch jene, die Risiken auf andere abwälzen.

SoftBank hat bewiesen, dass man in der Welt der großen Fonds auch dann gewinnt, wenn man verliert – solange man es überzeugend genug tut.

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