01. Oktober, 2025

Startups & VC

Arsipa schnappt sich Bloom – ein Berliner Start-up wird zum fehlenden Puzzleteil

Die Gründerin Viktoria Lindner verkauft ihr Software-Unternehmen Bloom an den Roll-up-Spezialisten Arsipa. Für den Investor ist es mehr als nur ein Zukauf – es ist der Einstieg in eine neue Wachstumsdimension.

Arsipa schnappt sich Bloom – ein Berliner Start-up wird zum fehlenden Puzzleteil
Arsipa hat seit dem Einstieg von Warburg Pincus bereits 17 Firmen übernommen – Bloom ist der erste reine Software-Deal.

Vom Nischen-Tool zum begehrten Deal

Kaum vier Jahre nach der Gründung ist die Reise von Bloom an einem neuen Punkt angekommen. 2021 starteten Viktoria Lindner und Leonie Ellerbrock in Berlin mit der Idee, digitale Vorsorgedateien und Gesundheitsangebote für Mitarbeiter in Unternehmen zu bündeln. Was nach Verwaltungstool klingt, trifft einen Nerv: In Branchen wie dem Erziehungswesen, wo Impfpflichten oder Vorsorgeuntersuchungen gesetzlich vorgeschrieben sind, vereinfacht die Software den administrativen Aufwand erheblich.

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Dass sich daraus ein Übernahmeziel entwickelt, zeigt, wie stark sich das Thema Mitarbeitergesundheit professionalisiert hat – und wie sehr Investoren Softwarelösungen als Hebel für Effizienz betrachten.

Arsipa setzt auf die Komplettlösung

Der Käufer Arsipa ist kein typischer Tech-Investor, sondern ein sogenanntes Roll-up. Seit der Gründung durch Felix Jander vor fünf Jahren sammelt das Unternehmen Betriebsärzte und Arbeitssicherheitsexperten unter einem Dach. Mit dem Einstieg von Warburg Pincus im Vorjahr bekam Arsipa den nötigen Kapitalturbo – seither wurden 17 weitere Firmen übernommen.

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Der Kauf von Bloom markiert nun eine strategische Wende. Erstmals holt Arsipa nicht nur Expertise und Praxen ins Haus, sondern auch eine Softwarelösung, die direkt bei Unternehmenskunden ansetzt. CEO Caner Kaya spricht von einem „fehlenden Puzzleteil“. Während Konzerne wie SAP oder Personio das Segment als zu kleinteilig und branchenspezifisch meiden, will Arsipa gerade diese Lücke besetzen.

Bloom sucht den Strategen, nicht den VC

Auch für Bloom war der Verkauf ein bewusster Schritt. Gründerin Lindner betont, dass der klassische Venture-Capital-Pfad nicht die richtige Route gewesen wäre: „Es braucht einen strategischen Partner, der das Geschäft mit uns weiterentwickelt.“

Der Deal umfasst eine Mischung aus Equity und Cash, das kleine Team von zehn Personen bleibt an Bord. Für ein Start-up dieser Größe ist das kein Exit im Silicon-Valley-Stil, sondern eher ein gezielter Schulterschluss: Bloom soll im Konzernverbund skalieren, statt im VC-Karussell auf Wachstum um jeden Preis zu setzen.

Private Equity im Hintergrund

Arsipa steht beispielhaft für eine neue Art von Gesundheitsinvestments. Warburg Pincus, der Private-Equity-Eigner, treibt den Ausbau konsequent voran. Mit Bloom signalisiert die Gruppe, dass es nicht nur um die Konsolidierung von Praxen geht, sondern um ein Ökosystem, das medizinische Dienstleistungen mit digitaler Infrastruktur verbindet.

Das Kalkül: Wer Daten, Vorsorge und Compliance in einem System vereint, schafft Markteintrittsbarrieren – und damit ein Geschäftsmodell, das Investoren langfristig überzeugt.

Ein Deal mit Signalwirkung

Der Erwerb von Bloom mag auf den ersten Blick wie ein kleiner Zukauf wirken. Doch strategisch sendet Arsipa eine klare Botschaft: Die Zukunft des Gesundheitsmanagements liegt in der Verbindung von Praxis und Plattform.

Für Lindner und ihr Team bedeutet der Schritt die Chance, ihr Produkt in einer Skalierungsebene zu sehen, die alleine nicht möglich gewesen wäre. Für Arsipa ist es der Startschuss in ein Geschäftsfeld, das den bisherigen Roll-up-Ansatz ergänzt und erweitert.

Starker Schluss

Wenn ein Berliner Nischen-Start-up wie Bloom zur Schlüsselkomponente eines von Private Equity finanzierten Roll-ups wird, zeigt das, wie sehr die Karten im Gesundheitssektor neu gemischt werden. Es ist ein Deal, der weit über den Preis hinausweist: ein Lehrstück darüber, wie Digitalisierung, Regulierung und Kapitalströme eine Branche in Bewegung versetzen.

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