Überraschender Schulterschluss
TUI-Chef Sebastian Ebel hatte kurzfristig zur Pressekonferenz geladen – und präsentierte einen Paukenschlag: Das Sultanat Oman steigt als strategischer Investor ein.
Die staatliche Omran Group, zuständig für die touristische Entwicklung des Landes, übernimmt einen signifikanten Anteil am Reisekonzern. Zugleich kündigten beide Seiten eine exklusive Hotel- und Reiseoffensive an, zunächst mit fünf neuen Resorts im Golfstaat.
Touristischer Hoffnungsträger
Der Oman will sich stärker als Premium-Ziel im Nahen Osten etablieren und steht dabei in Konkurrenz zu den Schwergewichten Dubai und Katar. Mit TUI gewinnt das Land einen globalen Vertriebskanal und den Zugang zu Millionen europäischer Reisekunden.
Für TUI wiederum eröffnet sich ein Markt, der bislang in den Angeboten zwar präsent war, aber keine große Rolle spielte. Bereits in den vergangenen Jahren stieg die Nachfrage nach Rundreisen durch den Oman deutlich an – TUI zählte ihn zu den wachstumsstärksten Destinationen.

Aktienkurs im Aufwind
An der Börse sorgte die Nachricht für ein Kursfeuerwerk: Die TUI-Aktie sprang zeitweise um mehrere Prozent nach oben. Analysten werten die Partnerschaft als Signal, dass der Konzern nach den pandemiebedingten Krisenjahren wieder auf Expansionskurs geht.
Frisches Kapital und der Einstieg eines staatlich gestützten Investors verschaffen TUI finanziellen Spielraum – ein Punkt, der angesichts der hohen Verschuldung nicht zu unterschätzen ist.

Risiken im Hintergrund
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Zum einen bleibt unklar, wie groß der Einfluss der Omran Group auf die künftige Konzernstrategie sein wird. Staatsfonds-Beteiligungen sind selten frei von geopolitischen Interessen. Zum anderen sind Oasenresorts allein kein Garant für Margenstärke.
Die Abhängigkeit von politischen Stabilitäten im Nahen Osten und von einer wohlhabenden, reisefreudigen Kundschaft ist hoch. Zudem bleibt die Kernaufgabe von TUI, sein Europa-Geschäft nach Jahren der Restrukturierung nachhaltig profitabel zu machen.
Mehr als nur Hotels
Die Partnerschaft soll über den reinen Hotelbau hinausgehen. Geplant sind gemeinsame Marketingkampagnen, die Stärkung des Kreuzfahrtgeschäfts im Golf von Oman sowie Investitionen in nachhaltige Tourismusprojekte.
Damit positioniert sich TUI nicht nur als Reiseanbieter, sondern auch als Entwicklungspartner für aufstrebende Destinationen. Für die Omran Group ist es wiederum ein Türöffner in Europa.
