Aktienkurse der Ölriesen ExxonMobil und Chevron erlebten am Freitag einen leichten Anstieg, befinden sich jedoch im Jahresvergleich weiterhin im Minus – im starken Gegensatz zu einem beeindruckenden Plus von 34,3 % im S&P 500. Eine wichtige Ursache für diese schleppende Entwicklung ist die rückläufige Nachfrage nach Öl aus dem angeschlagenen China.
China setzt auf eine Reihe von Maßnahmen, darunter Zinssenkungen, niedrigere Reserveanforderungen für Banken sowie Anreize zur Förderung von Aktienrückkäufen und Konjunkturpakete für den schwächelnden Immobilienmarkt. Angesichts der starken Industrienachfrage nach Energie aus China könnte man meinen, dass diese Konjunkturmaßnahmen den globalen Ölbedarf und die Energieaktien stützen würden. Doch der Markt fokussiert sich derzeit offenbar stärker auf das Angebot.
OPEC+ erwägt eine Steigerung der Produktion, was das globale Angebot erhöhen und Druck auf die Ölpreise ausüben würde. Als Reaktion darauf sind die Preise für West Texas Intermediate (WTI)-Rohöl in den Bereich von über 60 US-Dollar pro Barrel gefallen, während Brent-Rohölpreise knapp über 70 US-Dollar pro Barrel verharren – die niedrigsten Werte des Jahres.
Niedrigere Ölpreise sind besonders problematisch für Unternehmen, die Schulden aufgenommen haben, um das Produktionswachstum zu beschleunigen, oder auf spektakuläre Akquisitionen gesetzt haben. Die jüngsten Deals von Occidental Petroleum und Devon Energy im Milliardenbereich sehen bei weiter fallenden Preisen zunehmend kritisch aus.
ExxonMobil und Chevron haben ebenfalls große Deals abgeschlossen. ExxonMobil erwarb im Mai Pioneer Natural Resources und Chevron steht kurz vor dem Abschluss der Übernahme von Hess, nachdem die US-Handelskommission kurz vor einer Genehmigung steht. Beide Unternehmen sind jedoch gut auf niedrige Preise vorbereitet, da sie in den letzten Jahren finanzielle Disziplin gezeigt und ihre Bilanzen verbessert haben.
ExxonMobil und Chevron zahlen stabile und wachsende Dividenden. ExxonMobil verzeichnet 42 aufeinanderfolgende Jahre von Dividendenerhöhungen, während es bei Chevron 37 Jahre sind. Diese Reserven sind das Ergebnis eines durchdachten Managements und einer diversifizierten Geschäftsstrategie, die sie weniger anfällig für Preisschwankungen macht.
Sowohl ExxonMobil als auch Chevron bieten ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis mit KGVs unter 15. Die wesentliche Frage ist jedoch, wie gut die beiden Unternehmen mit niedrigeren Ölpreisen umgehen können. ExxonMobil plant bis 2027 mit einem Brent-Rohölpreis von 60 US-Dollar, während Chevrons optimistisches Szenario bei 70 US-Dollar liegt.
Insgesamt sind ExxonMobil und Chevron gute Käufe für Anleger, die passives Einkommen aus Energieaktien generieren möchten, selbst wenn die Ölpreise weiter fallen. Beide Unternehmen haben starke Bilanzen und können wachsende Dividenden auch bei rückläufigen Gewinnen unterstützen.