Kein Logo, kein Lärm – aber echte Nachfrage
In einer Branche, die oft von Namen, Logos und Lautstärke lebt, hat Luca Faloni das Gegenteil zur Methode gemacht. Keine Fashion Shows, keine Markeninszenierung, keine Rabattschlachten.
Stattdessen: Handwerkskunst aus Italien, Direktvertrieb – und ein nüchterner Blick auf Daten. Heute verkauft der Gründer 250.000 Stück pro Jahr, Umsatz: 36 Millionen Euro. Tendenz steigend.
Der Mann hinter der Marke ist ein analytisch denkender Ex-Berater mit Wurzeln in Turin, der die Welt der Luxusmode wie ein strategisches Puzzle betrachtet. Das Ziel: Qualität liefern, Marke aufbauen – aber ohne die klassischen Luxus-Klischees. Der Erfolg gibt ihm recht.

Der Masterplan beginnt in der Umkleide
Die Initialzündung kam in San Francisco. Dort stieß Faloni auf das D2C-Prinzip – Marken, die direkt an den Endkunden verkaufen und so den Zwischenhandel umgehen.
Für italienische Mode, so sein Gedanke, könnte das genauso funktionieren. Also durchforstete er sein Heimatland nach Zulieferern – und fand sie in Familienbetrieben, die seit Generationen Kaschmir, Leder und Leinen verarbeiten.
Der erste Online-Shop ging 2014 live. Nur wenige Produkte, aber mit durchdachter Passform und klarer Ästhetik. Kein Logo, aber ein markanter Kragen – die sogenannte paramontura. Heute ist sie unverwechselbares Markenzeichen.
Langsamer wachsen, besser bleiben
Während andere Marken jede Saison neu denken, tut Faloni fast das Gegenteil: Produkte bleiben im Sortiment – und werden mit jeder Rückmeldung verfeinert. Neue Farben ja, neues Design nur, wenn die Daten es fordern.
Diese Haltung zur „Slow Fashion“ ist nicht nur nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll. Weniger Überschuss, weniger Kosten, mehr Kontrolle.
„Wenn 20 von 100 Hosen zurückkommen, fragen wir nach – und passen den Schnitt an“, sagt Faloni.
Die Folge: kaum Lagerprobleme, keine Sales-Aktionen, stabile Margen.

Warum stationäre Stores plötzlich sinnvoll wurden
Eigentlich wollte Faloni den klassischen Einzelhandel umgehen. Doch steigende Online-Werbekosten zwangen ihn zum Umdenken. Seine Läden – heute zehn weltweit, bald deutlich mehr – eröffnete er nach einem klaren Prinzip: Dort, wo die Online-Nachfrage am stärksten ist.
Heatmaps, Rücksendequoten, Laufkundschaft – alles wird gemessen, bevor entschieden wird, ob ein Shop kommt. New York, London, München – jeder Standort ist Teil einer präzisen Omnichannel-Strategie. Der Laden als Schaufenster und Rückversicherer für Online-Kunden, nicht als Zentrum der Markenwelt.
Luxus ohne Aufschlag: Was steckt hinter dem Preis?
Ein Kaschmirpullover für knapp 300 €, gefertigt aus dem gleichen Garn wie bei Brunello Cucinelli, dessen Preis bei 1.000 € liegt – wie geht das? Antwort: Direktvertrieb. Keine Zwischenhändler, keine Luxusmargen, keine Showrooms mit Catering.
Statt Prestige verkauft Faloni Produktqualität. Und spricht damit vor allem Männer an, die lieber ein gutes Hemd dreimal kaufen, als drei verschiedene, die nicht passen.
„Viele Kunden wollen dasselbe Modell – ein Jahr später, in derselben Farbe“, sagt er. Kein Markenfetisch, sondern Markenvertrauen.
Expansion ohne Investoren – ganz bewusst
Mit rund 100 Mitarbeitern ist das Unternehmen kein Start-up mehr, aber auch kein Konzern. Faloni hält rund 60 % der Anteile selbst, will weiter organisch wachsen – ohne Private Equity, ohne Börsengang, ohne Druck von außen. Sein Ziel: globale Präsenz, aber in eigenem Tempo.
Die USA machen aktuell rund 40 % des Umsatzes aus, Deutschland 10 %. Und während die großen Namen auf Asien oder arabische Märkte schielen, bleibt Faloni bei den westlichen Metropolen – dort, wo der Bedarf nach diskretem Luxus am höchsten ist.
Ein italienischer Pragmatiker statt Modemissionar
Luca Faloni ist kein Visionär, der Mode neu erfinden will. Er ist ein Unternehmer, der seine Zielgruppe kennt – und ihr einfach bessere Kleidung bieten will. Männer, die keine Trends suchen, sondern Qualität. Die kein Logo brauchen, sondern Verlässlichkeit. Und die bereit sind, für echte Handwerkskunst zu zahlen – aber nur, wenn der Preis stimmt.
Ein schnelles Modeimperium wird daraus nicht entstehen. Aber vielleicht genau deshalb eine der relevantesten Luxusmarken der nächsten Jahre.
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