Radikaler Einschnitt in Bagsværd
Novo Nordisk, weltweit bekannt für seine Blockbuster-Medikamente gegen Diabetes und Adipositas, hat am Mittwoch harte Fakten präsentiert. 9.000 Stellen werden gestrichen – rund jeder neunte Arbeitsplatz. In der Firmenzentrale im dänischen Bagsværd betonte das Management, man wolle das Unternehmen „schlanker und entscheidungsstärker“ machen.
Die Restrukturierung schlägt zunächst teuer zu Buche: Acht Milliarden dänische Kronen, rund 1,07 Milliarden Euro, verbucht der Konzern als Sonderbelastung. Doch ab 2026 soll sich der Schritt bezahlt machen. Dann rechnet das Unternehmen mit Einsparungen in gleicher Höhe – jährlich.
Heimatmarkt besonders betroffen
Auffällig: Mehr als die Hälfte der gestrichenen Stellen entfallen auf Dänemark. In der Belegschaft sorgt das für Unruhe, Gewerkschaften sprechen von einem „Sozialschock“. Novo Nordisk gilt in seiner Heimat als Vorzeigeunternehmen – und als einer der wichtigsten Arbeitgeber. Der jetzt angekündigte Kahlschlag trifft nicht nur einzelne Standorte, sondern gleich die gesamte dänische Industriepolitik.
Für den globalen Pharmamarkt ist der Schritt dagegen ein Signal: Novo setzt auf klare Fokussierung. Die frei werdenden Mittel sollen in die milliardenschweren Wachstumsmärkte Diabetes und Adipositas gelenkt werden.
Prognose nach unten korrigiert
Parallel zu den Jobkürzungen justierte das Management auch den Ausblick. Für 2025 rechnet Novo Nordisk nur noch mit einem operativen Gewinnwachstum von 4 bis 10 Prozent – nach zuvor 10 bis 16 Prozent. Begründet wird die Korrektur mit Wechselkurseffekten und den Kosten der Restrukturierung.

Anleger nahmen die Nachricht erstaunlich gelassen auf. Die Aktie kletterte am Mittwoch zeitweise um 1,2 Prozent auf 342,75 dänische Kronen. Analysten werten die Kürzungen als Beweis, dass das Management bereit ist, kurzfristige Schmerzen für langfristige Gewinne in Kauf zu nehmen.
Milliardenmarkt Adipositas im Fokus
Novo Nordisk hat sich in den vergangenen Jahren zum Hoffnungsträger für Millionen Patienten entwickelt. Medikamente wie Wegovy und Ozempic haben das Unternehmen in die Spitzengruppe der Pharmakonzerne katapultiert. Die Nachfrage nach Mitteln zur Gewichtsreduktion übersteigt aktuell die Produktionskapazitäten.
Der Konzern richtet sich nun konsequent auf diese Märkte aus. Während klassische Geschäftsbereiche zurückgefahren werden, fließen Milliarden in Forschung, Entwicklung und den Ausbau der Produktionslinien für die neuen Blockbuster.
Ein Konzern zwischen Hoffnung und Härte
Für Anleger klingt die Rechnung simpel: Milliardenersparnis plus wachstumsstarker Markt gleich steigender Aktienkurs. Für Mitarbeiter dagegen bedeutet die Neuausrichtung Jobverlust, Unsicherheit und soziale Härten – vor allem in Dänemark.
Novo Nordisk zeigt damit, dass selbst in einem Unternehmen mit glänzender Zukunftsvision harte Schnitte nicht ausgeschlossen sind. Während die Börse applaudiert, bleibt die Frage, wie groß der gesellschaftliche Preis sein wird.
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