26. Juli, 2025

Global

Nordkoreas Raketen liefern Russland wenig Schutz gegen Drohnenkrieg

Kiew dokumentiert gezielte Angriffe auf nordkoreanische Artillerie in Russland – und zeigt damit die verheerenden Schwächen eines veralteten Waffensystems im Zeitalter autonomer Kriegsführung.

Nordkoreas Raketen liefern Russland wenig Schutz gegen Drohnenkrieg
Während Kim Jong-un Raketenwerfer liefert, zeigen ukrainische Drohnenaufnahmen, wie diese bei erstem Kontakt detonieren – das Resultat jahrzehntealter Konstruktionen ohne jeden Schutzmechanismus.

Russland setzt im Krieg gegen die Ukraine zunehmend auf Waffen aus Nordkorea – darunter auch Mehrfachraketenwerfer aus den 1970er- und 80er-Jahren.

Doch aktuelle Drohnenvideos ukrainischer Einheiten zeigen ein bitteres Bild: Die nordkoreanischen Systeme halten der Realität des modernen Gefechtsfelds kaum stand. Insbesondere die veralteten Typen Type‑75 und M1991 geraten immer häufiger ins Visier sogenannter FPV-Drohnen – mit teils spektakulären Explosionen.

Pyongyangs Artillerie – offen wie ein Scheunentor

Die Achillesferse dieser Systeme ist dabei so simpel wie fatal: Ihre Raketen liegen offen in den Startrohren und sind damit hochempfindlich gegenüber präzisen Treffern durch kleine, kostengünstige Drohnen.

Im jüngsten Clip des ukrainischen „Achilles“-Drohnenregiments ist zu sehen, wie ein FPV-Gerät direkt in den Laderaum eines Type‑75 einschlägt. Eine der geladenen 107-Millimeter-Raketen explodiert – der Rest des Waffensystems wird durch die Kettenreaktion vollständig zerstört.

Ein weiteres Video, veröffentlicht vom 413. Bataillon für unbemannte Systeme, dokumentiert den Angriff auf einen nordkoreanischen M1991-Werfer. Auch hier wird durch eine gezielte Drohne ein geladenes Geschoss vorzeitig gezündet – es bohrt sich durch das Fahrerhaus des LKW, während die Soldaten in Panik abspringen.

Die Clips stehen exemplarisch für eine Schwäche, die Nordkoreas Artilleriearsenal grundsätzlich betrifft: Große Teile der gelieferten Systeme basieren auf sowjetischer oder chinesischer Technik aus der Zeit des Kalten Kriegs – schlichtweg nicht dafür gebaut, gegen präzise Miniaturangriffe aus der Luft zu bestehen.

Nordkoreas Waffenexporte an Russland bestehen größtenteils aus Systemen auf Basis sowjetischer Designs – in einer Ära des Drohnenkriegs gleicht das einem Hochrisikogeschäft mit Altmetall.

Drohnen: Die neue Artillerie der Armen

Was diese Entwicklungen besonders pikant macht: Es sind nicht Hightech-Drohnen vom Kaliber der HIMARS-Aufklärer, sondern modifizierte Hobbygeräte mit Kamera und Sprengsatz – Kostenpunkt: wenige Hundert Dollar.

Für die ukrainische Armee, die in vielen Bereichen technologische Unterlegenheit mit Einfallsreichtum kompensieren muss, sind FPV-Drohnen längst zur Standardwaffe geworden.

Die Auswirkungen für Russland sind gravierend. Zwar betont der Kreml öffentlich die „neue Stärke“ durch nordkoreanische Waffenimporte – doch was nützen Hunderte gelieferte Mehrfachraketenwerfer, wenn sie binnen Sekunden explodieren wie Streichholzschachteln?

Die Wirklichkeit an der Front sieht wenig heroisch aus: explodierende Munitionskisten, brennende LKW, verlassene Fahrzeuge.

Nordkorea liefert Masse – aber keine Klasse

Nach Erkenntnissen westlicher Geheimdienste hat Nordkorea bereits mehrere Hundert Artilleriesysteme an Russland geliefert – darunter neben dem Type‑75 und dem M1991 auch modernere Typen wie das KN-09-System.

Letzteres bietet laut Analysen zumindest teilweisen Schutz durch überdimensionierte Startrohre, doch ein grundlegendes Problem bleibt: Die Masse der gelieferten Technik stammt aus einer Ära, in der Kriege noch ohne Drohnenschwärme geführt wurden.

Kiew dokumentiert regelmäßig die Vernichtung nordkoreanischer Systeme durch Mini-Drohnen – ein Armutszeugnis für Moskaus Rüstungsversorgung und ein Geschenk für die ukrainische Aufklärung.

Ein Vergleich mit westlichen Systemen macht die Differenz deutlich. Die US-amerikanischen HIMARS-Raketenwerfer setzen auf containerisierte, verschlossene Munitionseinheiten – teurer in der Anschaffung, aber erheblich besser geschützt gegen punktuelle Explosionen. Selbst bei Treffern durch FPV-Drohnen kommt es dort nur selten zu einer Kettenreaktion.

Symbolischer Rückschritt in der russischen Kriegsführung

Der Rückgriff auf nordkoreanisches Gerät ist nicht nur ein technologischer Rückschritt – er ist auch ein Symbol für Russlands zunehmende Isolation.

Seit westliche Sanktionen den Import von Hochtechnologie erschweren, ist Moskau gezwungen, auf Verbündete mit zweifelhafter Qualität zurückzugreifen. China liefert nur zögerlich, der Iran bedient vor allem den Drohnenmarkt – Nordkorea bleibt als technologische Ramschkammer der letzte Lieferant für große Mengen an Artillerie.

Währenddessen zeigt die Ukraine, wie auch mit limitierten Mitteln operative Überlegenheit geschaffen werden kann – durch smarte Taktiken, offene Kommunikation mit internationalen Partnern und den konsequenten Einsatz moderner Drohnentechnologie.

Das Ergebnis: Immer mehr russische und nordkoreanische Systeme gehen nicht durch konventionelle Gefechte verloren – sondern durch ein einzelnes Auge am Himmel.

Das könnte Sie auch interessieren:

631 Milliarden Hoffnung – jetzt kommt der Aufschwung
Mit seiner Investitionsinitiative „Made for Germany“ will Kanzler Merz den Startschuss für den wirtschaftlichen Neustart setzen. Doch die Realität hinkt dem Optimismus hinterher – und wichtige Player bleiben außen vor.