11. November, 2025

Startups & VC

Next Stop: 150 Millionen Euro – Wie IDnow Europas Identitätsmarkt erobern will

Der Münchner Identitätsprüfer wurde für rund 300 Millionen Dollar verkauft. Jetzt plant CEO Andreas Bodczek eine aggressive Wachstumsstrategie – getrieben durch neue EU-Regeln, die Identitätsprüfung radikal verändern.

Next Stop: 150 Millionen Euro – Wie IDnow Europas Identitätsmarkt erobern will
IDnow will von strengeren EU-Regeln profitieren und zur führenden Identitätsplattform Europas werden.

Ein Deal, der den Markt aufschreckt

Der Zeitpunkt hätte kaum strategischer gewählt werden können. Als im März der Finanzinvestor Corsair Capital den Identitätsprüfer IDnow komplett übernimmt, ist der Markt für digitale Identitäten gerade dabei, in seine entscheidende Phase einzutreten. Die Bewertung: rund 300 Millionen Dollar. Für ein deutsches Fintech ein seltener Schritt in dieser Größenordnung.

Im ersten Interview nach dem Deal legt CEO Andreas Bodczek seine Karten auf den Tisch. Das Ziel: In drei Jahren soll IDnow bis zu 150 Millionen Euro Umsatz erreichen. Ein Wachstumssprung von 50 bis 70 Prozent. Während andere Fintechs Kosten senken und Personal abbauen, beschleunigt IDnow.

Warum? Weil sich die Regeln ändern.

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Europa macht Identitätsprüfung komplizierter

IDnow identifiziert Neukunden für Banken, Versicherer und Fintechs. Bekannte Namen sind N26, Klarna oder die Commerzbank. Bisher dominierte das Videoident-Verfahren: Ausweis zeigen, Mitarbeiter prüft, fertig.

Doch die Zeiten ändern sich. Zwei neue EU-Verordnungen stellen die Branche auf den Kopf. Identitätsprüfung wird künftig deutlich komplexer. Gefordert werden unter anderem automatisierte Verfahren mit verpflichtender menschlicher Kontrolle, die Einbindung des elektronischen Personalausweises und langfristig der digitale EU-Ausweis, die sogenannte EUDI-Wallet.

Videoident wird damit nicht verschwinden, aber seinen Sonderstatus verlieren. Unternehmen brauchen künftig mehrere Verfahren gleichzeitig, abhängig vom Regulierungsrahmen, vom Sicherheitsniveau und von nationalen Besonderheiten.

IDnow sieht darin eine Marktchance: Wenn Identitätsprüfung komplizierter wird, steigt der Bedarf an einem Anbieter, der alle Verfahren aus einer Hand liefern kann.

Die Trust-Plattform: Ein One-Stop-Shop für Identität

Genau hier setzt Bodczeks Plan an. IDnow baut eine Plattform, die alle Prüfverfahren bündelt: Videoident, automatisierte Ausweiskontrollen, Ausweisfunktion des Personalausweises und zukünftig die EUDI-Wallet. Für Banken und Fintechs bedeutet das: ein Vertrag, ein technischer Anschluss, volle regulatorische Abdeckung.

Die Testphase beginnt im kommenden Jahr. Danach will IDnow in ganz Europa skalieren. Der Markt wird sich konsolidieren, denn nur wenige Anbieter können die regulatorischen Anforderungen überhaupt stemmen. Für kleinere Dienstleister wird die technische Hürde schlicht zu teuer.

Bodczek setzt auf eine alte Regel: Skalierung schlägt Spezialisierung.

KI verändert auch die Identitätsprüfung

Betrug wird professioneller. Deepfake-Videos und KI-generierte Stimmen machen klassische Prüfverfahren angreifbarer. Während sich viele Anbieter noch damit beschäftigen, Videocalls effizienter zu machen, hat IDnow ein eigenes Expertenteam aufgebaut, das neue Betrugsmuster analysiert.

Dabei stellt sich bereits eine Frage, die gestern noch nach Science-Fiction klang: Muss sich künftig auch ein KI-Bot ausweisen können?

Die Bedeutung dieses Gedankens ist größer, als sie auf den ersten Blick wirkt. Identität wird zur Grundlage digitaler Sicherheit. Wer Identität kontrolliert, kontrolliert Zugang zum Finanzsystem.

Warum der Verkauf an Corsair sinnvoll ist

Corsair ist nicht irgendein Investor. Der Fonds hat sich auf Finanzinfrastruktur spezialisiert und investiert in Bereiche mit hohen regulatorischen Eintrittsbarrieren. Genau das ist der Grund, warum der Deal passt. IDnow bekommt Kapital für Zukäufe, internationale Expansion und kann schneller skalieren, weil der Investor die Branche versteht.

Durch die Übernahme kann IDnow nicht nur wachsen, sondern unter den wenigen Anbietern in Europa landen, die regulatorisch als Plattformanbieter zugelassen sind.

Digitale Identität wird in Europa zu einem Infrastrukturthema. Und Infrastruktur gehört nicht den Firmen, die am lautesten trommeln, sondern denen, die zuverlässig, skalierbar und regulierungskonform arbeiten.

IDnow will einer der wenigen Anbieter werden, die Identitätsprüfung im digitalen Europa standardisieren. Das Ziel von 150 Millionen Euro Umsatz ist dabei nicht das Ende der Reise. Es ist der erste Schritt in eine Branche, die gerade erst entsteht.

Europa braucht Vertrauen in digitale Identitäten.
IDnow will der Anbieter dieses Vertrauens sein.

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