Wer ist Philip Hopf – und warum wird sein Podcast „Hoss & Hopf“ plötzlich zum medialen Pulverfass?
Mitten in der Zürcher Innenstadt, wo sich Hopf mittlerweile niedergelassen hat, scheinen die Debatten über seinen Podcast weit weg. Doch in Deutschland polarisiert das Format wie kaum ein anderes.

Gemeinsam mit dem deutsch-iranischen Unternehmer Kian Hossainpour („Kian Hoss“) spricht Hopf in „Hoss & Hopf“ über Politik, Wirtschaft, Gesellschaft – und trifft dabei offenbar einen Nerv.
Fast eine Million Hörer pro Woche zählt das Duo nach eigenen Angaben. Die Kritik? Massiv. Die Reichweite? Noch massiver.
Podcast „Hoss & Hopf“: Erfolg durch Provokation?
Das Podcast-Format, das 2023 eher mit Themen wie Persönlichkeitsentwicklung und Kryptowährungen startete, hat sich längst in einen politischen Kommentar verwandelt – mit klarer Schlagseite. Politiker werden als „inkompetent“, das Mediensystem als „verlogen“ beschrieben. Hopf beschreibt Deutschland als System im Verfall, geprägt von Ideologie statt Pragmatismus.

Nach einem vielbeachteten Stern-Artikel im Februar 2024, der den Podcast mit rechtsradikalen Tendenzen in Verbindung brachte, brach eine mediale Welle los.
Von „Gift für die Jugend“ (t-online) bis hin zu „Einfallstor in den Faschismus“ (Belltower News) reichten die Schlagzeilen.
Das Ergebnis? Die Zugriffszahlen stiegen weiter. Auf TikTok und YouTube wurden ihre Videos millionenfach geteilt – auch, weil sie mehrfach gesperrt wurden. „Hoss & Hopf“ wurde zum Symbol für Cancel Culture – oder für ihren angeblichen Sieg darüber.
Wer ist Philip Hopf? Vom Finanzanalyst zum Meinungsmacher
Hopf stammt aus Stuttgart, flog von der Schule, begann zu arbeiten – und fand seinen Weg an die Finanzmärkte.
Gemeinsam mit seinem Bruder gründete er HKCM – Hopf-Klinkmüller Capital Management, spezialisiert auf die sogenannte Elliott-Wellen-Theorie, ein umstrittenes Instrument zur Marktprognose. Ihre Trefferquote vermarkteten sie offensiv – und mit Erfolg. Der HKCM-YouTube-Kanal zählt heute über 700.000 Abonnenten.
Mit dem Podcast „Hoss & Hopf“ stieg Hopf endgültig in den politischen Diskurs ein. Dabei nutzt er die Mechanismen der digitalen Aufmerksamkeitsökonomie perfekt: Polarisierung, klare Narrative, wenig Grautöne. Themen wie Migration, Genderpolitik und Medienkritik liefern ihm regelmäßig virale Momente.
Warum der Podcast „Hoss & Hopf“ so erfolgreich ist
Der Erfolg erklärt sich weniger über journalistische Qualität, sondern über klare Abgrenzung vom Mainstream. Hopf und Hoss stellen sich als Gegenstimmen zu einem System dar, das „die Wahrheit nicht mehr sagen darf“. In einer Zeit politischer Orientierungslosigkeit ist das für viele attraktiv.
Dabei ist der Podcast kein investigatives Format – sondern eine Meinungsbühne. Die Themen werden aus der subjektiven Sicht der Hosts diskutiert, oft ohne Faktenprüfung, aber mit hoher Emotionalität.
Hopf sagt selbst: „Wir sind keine Journalisten.“
Dennoch wirken viele Aussagen wie politische Kommentare – mit entsprechendem Einfluss.
Kritik an „Hoss & Hopf“: Vorwürfe der Radikalisierung
Besonders heftig war die Reaktion, als ein Jugendlicher nach dem Konsum des Podcasts laut seiner Mutter „AfD-nahe Aussagen“ tätigte. Der Stern machte daraus eine Titelgeschichte. Seitdem stehen Hopf und Hoss unter medialer Dauerbeobachtung.

Doch beide wehren sich gegen den Vorwurf, radikalisierend zu wirken. Hopf betont: „Kian ist Iraner, seine Mutter arbeitet in der Flüchtlingshilfe. Wie sollen wir rechtsradikal sein?“
Fakt ist: Der Podcast bedient oft libertäre, wirtschaftsliberale, teils verschwörungstheoretische Narrative. Ideologisch eindeutig einzuordnen ist er nicht – aber seine Wirkungskraft steht außer Frage.
Monetarisierung und Marke: „Hoss & Hopf“ als Geschäftsmodell
Mit dem Podcast ist eine ganze Marke entstanden. Das Motivationsbuch „Jeden Tag ein Schritt“ verkaufte sich laut Verlagsangaben über 250.000 Mal, eine Tournee durch deutsche Großstädte ist geplant, Merchandise wird online vertrieben. Hopf und Hoss haben den Übergang vom Influencer zum Unternehmer längst geschafft – auf ihre Weise.
Während Plattformen wie TikTok und Spotify versuchen, den Einfluss zu dämpfen, entstehen immer neue Kanäle, Reuploads und Zusammenschnitte. Es ist ein digitaler Wildwuchs – und ein Zeichen dafür, wie schwer sich Regulierung in der Creator Economy tatsächlich umsetzen lässt.
Philip Hopf ist keine Randfigur mehr – sondern ein Medienakteur mit Millionenpublikum
„Hoss & Hopf“ ist kein Ausreißer, sondern Ausdruck eines tiefen gesellschaftlichen Misstrauens gegenüber Politik und Medien. Der Podcast zeigt, wie sich politische Kommunikation in Zeiten von YouTube, TikTok und Podcasts verändert. Hopf ist nicht extremistisch – aber sein Erfolg basiert auf einer wachsenden Spaltung in der öffentlichen Wahrnehmung.
Für die demokratische Öffentlichkeit ist das eine Herausforderung. Für Hopf? Ein Geschäftsmodell.
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