Ein Katastrophenjahr – und trotzdem schwarze Zahlen
Feuerwalzen in Kalifornien, Naturkatastrophen in Asien, steigende Kosten in der Schadenregulierung – viele Rückversicherer kämpfen mit einem rauen Start ins Jahr 2025.
Nicht so Swiss Re: Der Branchenriese aus Zürich meldet einen Nettogewinn von 1,3 Milliarden Dollar im ersten Quartal – deutlich über den Erwartungen der Analysten und über dem Vorjahreswert von 1,092 Milliarden.
Die Prognose für das Gesamtjahr bleibt ambitioniert: Über 4,4 Milliarden Dollar sollen es am Ende werden. Ein Ziel, das angesichts der Marktvolatilität alles andere als selbstverständlich ist – aber inzwischen realistisch erscheint.
Analysten lagen daneben – und das deutlich
Swiss Re hatte intern mit einem Konsenswert von 938 Millionen US-Dollar gerechnet. Dass nun über 300 Millionen mehr auf der Ergebnisrechnung stehen, überrascht – und wirft Fragen auf: Was hat so viel besser funktioniert als angenommen?
Die Antwort liegt in der Mischung: Ein solides Underwriting, disziplinierte Preissetzung, stabile Investmentrenditen und ein überraschend günstiger Steuersatz glichen selbst hohe Schadenlasten aus. Die Verluste aus den Bränden in Kalifornien wurden zwar bilanziell spürbar – aber nicht erdrückend.
Waldbrände als Stresstest
Die Feuersaison in Kalifornien zählt inzwischen zu den größten Herausforderungen für Rückversicherer weltweit. Swiss Re war mehrfach betroffen – dennoch blieb das Geschäft unter Kontrolle. Ein internes Modell habe die regionalen Risiken neu kalibriert, heißt es aus Zürich.
Zudem dürfte geholfen haben, dass immer mehr Policen an Risikokonsortien oder über alternative Kapitalinstrumente abgesichert werden. Die Last wird damit nicht nur bilanziell, sondern auch strukturell verteilt.
Investitionen als zweites Standbein
Neben dem Versicherungsgeschäft spielen die Kapitalanlagen eine zunehmend wichtige Rolle. Swiss Re profitiert dabei vom höheren Zinsniveau weltweit, das die laufenden Erträge aus Anleihen und anderen festverzinslichen Produkten spürbar erhöht hat. Zwar bleibt das Marktumfeld auch hier volatil, doch die Portfoliostrategie des Konzerns gilt als konservativ und krisenresistent.
Das spiegelt sich in der Kapitalrendite: Die Return on Equity (RoE) liegt über dem historischen Schnitt – ein Signal, das Investoren schätzen, vor allem in einem Umfeld, in dem viele Mitbewerber mit Kapitalengpässen kämpfen.
Vorsichtiger Optimismus – mit klarer Richtung
Trotz der positiven Zahlen bleibt Swiss Re vorsichtig. Die Prognose für das Gesamtjahr 2025 wurde nicht angehoben, sondern bestätigt. Offenbar will das Management vermeiden, Erwartungen anzuheben, die sich bei der nächsten Naturkatastrophe nicht mehr halten lassen.
Gleichzeitig ist die Tonalität eindeutig: Die Strategie greift, die Marktposition ist gefestigt, die Risikoexponierung unter Kontrolle. Für einen Rückversicherer im Jahr 2025 ist das fast schon ein Luxus.
Der Konkurrenz enteilt?
Swiss Re gehört neben Munich Re und Hannover Rück zu den globalen Schwergewichten der Branche. Doch während Wettbewerber zuletzt mit Abschreibungen, schwacher Zeichnungsdisziplin oder internen Umstrukturierungen zu kämpfen hatten, punktet Swiss Re mit Klarheit, Effizienz und Ergebnisstärke.
Insbesondere der US-Markt, wo viele Naturkatastrophen auftreten und gleichzeitig hohe Prämien durchsetzbar sind, bleibt ein zentrales Wachstumsfeld. Swiss Re scheint sich hier frühzeitig gut positioniert zu haben – und profitiert nun davon, dass kleinere Anbieter Risiken scheuen oder Kapitalprobleme haben.
Warum das mehr ist als ein gutes Quartal
Der Gewinn ist nicht nur eine Zahl – sondern ein strategischer Beleg: Swiss Re hat die letzten Jahre genutzt, um robustere Strukturen, bessere Risikomodelle und effizientere Kapitalverwendung zu etablieren. Das Unternehmen ist nicht nur stabil durch ein schwieriges erstes Quartal gekommen – es hat dabei auch Vertrauen in seine Führungs- und Reaktionsfähigkeit demonstriert.
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