Als im vergangenen Jahr eine marode Elbbrücke bei Dresden teilweise einstürzte, war das für viele Bürger nicht nur ein Schock, sondern ein Symbol. Ein Symbol für das, was Experten seit Jahren beklagen: Deutschlands Infrastruktur ist an vielen Stellen in einem beklagenswerten Zustand.
Genau das riecht nach Gelegenheit für Investoren wie I Squared Capital. Der US-Infrastrukturfonds plant, mindestens 500 Millionen Euro in deutsche Projekte zu stecken – in Schienen, in Strom, in Solar und in Digitales.
Gautam Bhandari, Mitgründer von I Squared, wählt deutliche Worte:
"Deutschland hat sich 20 Jahre lang eine Pause bei der Erneuerung der Infrastruktur gegönnt."
Im Gespräch mit der InvestmentWeek erklärt er, warum gerade jetzt ein guter Zeitpunkt für einen Einstieg sei: Der Bedarf sei riesig, die politischen Signale deutlich, und das Renditepotenzial könne sich sehen lassen.
Investiert wird aus einem europäischen Fonds mit fünf Milliarden Dollar, der von einem neu eröffneten Büro in München gesteuert wird.
Einstiegsdroge: Solar auf dem Acker
Erster Einstiegspunkt für die Amerikaner war der Brandenburger Solarentwickler Sunfarming. Dort kombiniert man Landwirtschaft mit Solartechnik. Agri-Photovoltaik heißt das Schlagwort.
Von hier aus soll das Investmentnetzwerk wachsen: Stromnetze, Recyclinginfrastruktur, Wasserwirtschaft – die Liste ist lang. Bhandari nennt es eine "strategische Plattform".
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500 Milliarden sind ein Anfang – gebraucht werden zwei Billionen
Was Deutschland auf den Tisch legt, klingt groß: 500 Milliarden Euro Sondervermögen für Infrastruktur. Aber aus Sicht von I Squared ist das erst der Anfang.
"Deutschland braucht eher zwei Billionen Euro, um wirklich aufzuholen", sagt Bhandari.
Klar ist: Ohne privates Kapital geht es nicht. Die öffentliche Hand allein wird das nicht stemmen können.
Zwischen Planwirtschaft und Projektchaos
Doch es gibt Hindernisse. Die Bürokratie etwa. Genehmigungen dauern oft Jahre. "Ein Nein innerhalb einer Woche ist hilfreicher als ein Ja nach vier Jahren", sagt Bhandari.
Auch Martin Lück, Unternehmensberater bei Macro Monkey, sieht hier das Hauptproblem: "Wenn privates Kapital da ist, muss man es durch schnellere Verfahren auch zur Wirkung bringen." Die Verzögerung kostet alle Beteiligten Geld.
Kritik an Öffentlich-Privaten Partnerschaften
Doch privates Kapital in der Daseinsvorsorge ist umstritten. Viele fragen sich, wie man sicherstellen kann, dass Investoren nicht nur auf Rendite schielen. Lück plädiert für klare Regeln bei Öffentlich-Privaten Partnerschaften (PPP):
"Man muss definieren, welche Infrastruktur der Staat selbst betreibt und wo privates Kapital sinnvoll ergänzen kann."
Sicherheit, kritische Versorgung, Katastrophenschutz – das gehöre in staatliche Hand.
Hans Joachim Reinke von Union Investment bringt es auf den Punkt: "Die Summen, die für Erhalt und Ausbau der Infrastruktur gebraucht werden, kann der Staat allein nicht aufbringen."
Das heißt: Ohne Fonds wie I Squared wird es nicht gehen. Entscheidend wird sein, wie gut die Zusammenarbeit organisiert ist. In einer Gesellschaft, die sich gerade erst wieder auf große Infrastrukturprojekte einlässt, steht viel auf dem Spiel.
Eine Brücke, viele Fragen
Zurück zur eingestürzten Elbbrücke: Für Bürger wie Susanne K., die täglich pendeln muss, sind Versprechungen wenig wert. "Was nützt mir eine internationale Investmentstrategie, wenn ich wegen einer kaputten Brücke jeden Tag 45 Minuten Umweg fahren muss?", fragt sie. Ihre Stimme steht für viele. Der Druck auf die Politik wächst. Und für Investoren wie I Squared liegt genau darin die Chance.
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