01. Juni, 2025

Unternehmen

Meta goes offline: Zuckerberg setzt auf Läden statt Likes

Der Tech-Konzern plant offenbar eine Ausweitung seines stationären Einzelhandels. Ziel: Die smarte Hardware endlich massenmarkttauglich machen – und Apple das Feld nicht kampflos überlassen.

Meta goes offline: Zuckerberg setzt auf Läden statt Likes
Bisher nur ein Store in Kalifornien, nun sollen weitere folgen: Meta reagiert auf schwache Verkaufszahlen seiner Smart Glasses mit stationären Verkaufsexperimenten.

Mark Zuckerberg hat lange an der Illusion festgehalten, die Zukunft finde ausschließlich im virtuellen Raum statt. Nun kehrt Meta zurück auf den Boden der Realität – buchstäblich.

Nach InvestmentWeek-Recherchen auf Basis interner Mitteilungen plant Meta die Eröffnung physischer Läden. Der Social-Media-Gigant wagt damit einen Schritt, den Apple längst perfektioniert hat: Markenbindung durch echten Kontakt – im Ladengeschäft.

Der stille Rollout: Meta plant Einzelhandels-Offensive

Bislang war Metas einziger Laden in Burlingame, Kalifornien, ein eher symbolischer Ort: eine Mischung aus Showroom und Tech-Spielplatz. Doch interne Kommunikation, die Business Insider einsehen konnte, zeigt: Meta will mehr. Viel mehr.

Mitarbeiter sollen eingestellt, Flächen gefunden, Stores eröffnet werden – die Worte wirken wie aus dem Apple-Handbuch. Nur: Meta verkauft keine iPhones, sondern ambitionierte, noch wenig verbreitete Hardwareprodukte wie Virtual-Reality-Brillen und smarte Sonnenbrillen mit eingebauter Kamera.

Introducing Meta Store: A Hands-On Experience With Our Hardware
We’re opening our first retail space and making it easier to shop all our hardware products in one place online.

Ein Pop-up-Store in Los Angeles diente 2024 als Experimentierfeld. Nun sollen erste echte Retail-Formate folgen – mit Zielrichtung Massenmarkt.

Smart Glasses verkaufen sich schleppend

Mehr als eine Million verkaufte „Ray-Ban Meta“-Brillen im letzten Jahr sind für ein Unternehmen wie Meta ein Achtungserfolg, aber kein Durchbruch.

Zuckerberg selbst sagte bei einem All-Hands-Meeting im Frühjahr, man stehe „am Anfang“ – aber ob aus den KI-Brillen ein neues Massenprodukt werde oder nur ein teurer Irrweg, werde sich 2025 entscheiden.

Einzelhandel könnte dabei das fehlende Bindeglied sein: Während sich Smartphones, Tablets und Laptops weitgehend online verkaufen, ist bei erklärungsbedürftiger Technologie – wie Virtual-Reality-Headsets oder KI-Wearables – der physische Erstkontakt entscheidend. Apple macht es vor: Die Läden sind keine Verkaufsräume, sondern Erlebniszentren.

Meta will mit Retail retten, was Reality Labs verbrennt

Der Kontext ist wichtig: Metas Hardware-Sparte „Reality Labs“ ist ein Milliardengrab. Allein 2023 verbrannte das Segment rund 16 Milliarden Dollar. Meta hat tausende Stellen gestrichen, vor allem im Bereich Forschung und Metaverse.

Die Hoffnung ruht nun auf der neuen Generation von AI-Brillen und Wearables – laut Technikchef Andrew Bosworth sollen 2025 gleich ein halbes Dutzend davon erscheinen. Der stationäre Verkauf ist Teil dieser Wachstumsstrategie.

Doch der Wettbewerb schläft nicht: OpenAI hat jüngst das Design-Startup IO übernommen – gegründet von Jony Ive, dem legendären früheren Apple-Designer. Gemeinsam wollen sie ein „radikal neues Gerät für das KI-Zeitalter“ schaffen. Die Konkurrenz kommt also nicht nur von Apple, sondern auch von den eigenen Plattformpartnern.

Der Apple-Faktor: Warum Meta nicht kopieren kann, was Cupertino perfektioniert hat

Meta strebt nach dem Apple-Prinzip, aber ohne Apples Voraussetzungen. Während Apple seit Jahrzehnten auf eine treue Nutzerbasis, ikonische Produkte und ein eng verzahntes Ökosystem setzen kann, fehlt Meta genau das.

Niemand kauft ein Meta-Produkt, weil es ein Meta-Produkt ist. Die Marke steht (noch) nicht für Hardware, sondern für Datenschutzdebatten, Metaverse-Verluste – und gelegentlich übergriffige Algorithmen.

Ein Laden allein ändert das nicht. Es braucht ein funktionierendes Produkt, eine durchdachte Customer Experience, ein geschultes Team – und vor allem eine Geschichte, die man im Ladenraum glaubwürdig erzählen kann.

Amazon, Microsoft, Google – und das Grab der Retail-Träume

Meta ist nicht das erste Tech-Unternehmen mit stationären Ambitionen. Amazon testete Supermärkte, Buchläden und Läden ohne Kassen – vieles davon wurde wieder geschlossen.

Microsoft betrieb Stores in US-Malls, bevor die Pandemie sie endgültig überflüssig machte. Google versuchte sich mit Pop-ups – ohne nachhaltige Präsenz.

Nur Apple hat es geschafft, Retail als Teil der Markenidentität zu etablieren. Ob Meta das gelingen kann, hängt nicht vom Design des Stores ab – sondern vom Produktversprechen.

Die Hardware muss sich nicht nur testen, sondern verstehen lassen. Und sie muss halten, was der Konzern verspricht: eine Zukunft, in der künstliche Intelligenz nicht mehr auf einem Bildschirm wohnt, sondern mit uns durch die Welt geht.

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