Verwaltung als Kostenfaktor
Die Lufthansa Group, Deutschlands größter Luftfahrtkonzern, geht mit drastischen Maßnahmen gegen ihre hohen Verwaltungskosten vor. Konzernchef Carsten Spohr kündigte am Freitag intern an, rund 20 Prozent der Administration abzubauen. Betroffen sind mehrere tausend Stellen – ein harter Einschnitt für die rund 15.000 Beschäftigten in der Verwaltung.
Die Maßnahme ist Teil eines Sparkurses, mit dem die Lufthansa ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen will. Spohr sprach offen von einem „Kostenproblem“ im Vergleich zu Rivalen wie IAG oder Air France-KLM. Während diese Unternehmen längst wieder Profitmargen im zweistelligen Bereich erzielen, hinkt die Lufthansa mit einer Rendite von 4,4 Prozent deutlich hinterher.

Reorganisation unter Hochdruck
Der Stellenabbau steht in engem Zusammenhang mit dem konzernweiten Umbauprogramm „Matrix Next Level“. Ziel ist es, die komplexe Struktur des Unternehmens zu straffen und Prozesse zu zentralisieren. Bereiche wie Netzplanung, Vertrieb oder das Kundenbindungsprogramm Miles & More sollen künftig nicht mehr von jeder Tochtergesellschaft separat betrieben werden.
Für die Mitarbeiter bedeutet das: Aufgaben verschwinden, Doppelstrukturen werden zusammengeführt. Spohr versprach, den Abbau „sozialverträglich“ zu gestalten – über Vorruhestandsregelungen, interne Versetzungen und natürliche Fluktuation. Doch unter den Beschäftigten wächst die Frustration.
„Wir stecken in einer Endlosschleife von Reorganisationen“, klagte ein Mitarbeiter während der internen Townhall.

Spohr verteidigt den Kurs
Kritik an einer „Führung durch Angst“ wies der Vorstandschef zurück. „Es wäre unehrlich, nicht über die Herausforderungen zu sprechen“, so Spohr. Tatsächlich kämpft vor allem die Kernmarke Lufthansa Airlines weiterhin mit schwacher Profitabilität. Laut Spohr fehlen rund 1,5 Milliarden Euro, um mit den Wettbewerbern gleichzuziehen. Neue Flugzeuge für die Kernmarke müssten aktuell von anderen Konzernteilen quersubventioniert werden – ein Zustand, den der Manager als untragbar bezeichnete.
Druck durch Investoren
Der Umbau kommt nicht von ungefähr. Investoren verlangen seit Monaten eine deutliche Reduzierung der Fixkosten und eine nachhaltige Verbesserung der Margen. Analysten hatten wiederholt darauf hingewiesen, dass die Lufthansa trotz steigender Passagierzahlen ihre Kapazität und Produktivität aus der Zeit vor der Pandemie noch immer nicht erreicht hat.
Für Spohr steht damit nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens auf dem Spiel. Ein „Turnaround“-Programm soll die Marke Lufthansa zurück in die Gewinnzone führen – und den Konzern von milliardenschweren Staatshilfen endgültig unabhängig machen.
Ein Konzern im Dauerumbau
Für viele Mitarbeiter sind die Ankündigungen jedoch ein Déjà-vu. Seit Jahren befindet sich die Lufthansa in einem permanenten Reformprozess – von der Restrukturierung während der Corona-Krise bis zur aktuellen Neuausrichtung.
Der Unterschied: Diesmal betrifft es nicht primär Piloten oder Flugbegleiter, sondern jene Beschäftigten, die im Hintergrund das komplexe Geflecht eines globalen Luftfahrtkonzerns zusammenhalten.
Harte Einschnitte – ungewisser Ausgang
Der Jobabbau in der Verwaltung ist ein Signal an die Märkte: Die Lufthansa meint es ernst mit dem Sparkurs. Doch die Frage bleibt, ob die Einschnitte reichen, um die Profitabilität der Kernmarke nachhaltig zu steigern.
Spohr setzt auf Zentralisierung und Effizienzgewinne – ein Weg, der in der Branche üblich ist, aber Widerstände provoziert. Ob es gelingt, die Lufthansa mit diesem Kurs an die Spitze Europas zurückzuführen, wird sich erst in den kommenden Quartalen zeigen. Klar ist: Der Konzern muss liefern – und zwar schneller als vielen lieb ist.
