27. August, 2025

Unternehmen

Lufthansa bündelt Macht in der Zentrale – Umbau mit Risiko

Die Kranich-Airline plant eine neue Organisationsstruktur: Mehr Einfluss der Konzernspitze, weniger Eigenständigkeit für Tochtergesellschaften wie Swiss und Austrian. Anleger feiern, doch der Umbau birgt auch Konfliktpotenzial.

Lufthansa bündelt Macht in der Zentrale – Umbau mit Risiko
Machtkonzentration in Frankfurt: Lufthansa-Chef Carsten Spohr bündelt zentrale Aufgaben wie Netzsteuerung und Vertrieb in der Konzernzentrale – die Töchter verlieren damit spürbar an Eigenständigkeit.

Konzernumbau mit Symbolkraft

Die Lufthansa hat genug von kleinteiligen Zuständigkeiten. Ab Anfang kommenden Jahres will Vorstandschef Carsten Spohr die Zügel enger an sich ziehen.

Ein internes Papier, das dem Handelsblatt vorliegt, beschreibt den Plan: zentrale Steuerung von Angebot, Streckennetz und Vertrieb durch die Konzernspitze. Bisher waren diese Aufgaben in weiten Teilen bei den einzelnen Airlines angesiedelt.

Quelle: Eulerpool

Die neue Struktur soll über vier sogenannte Group Function Boards laufen – thematisch aufgeteilt in Drehkreuze, Technologie, Personal und Finanzen. Spohr und seine Vorstandskollegen sollen die Boards selbst führen. Ziel: Effizienzgewinne und eine spürbare Verbesserung der Profitabilität.

Das Ende der Eigenständigkeit?

Die Airlines im Konzern – Lufthansa Airlines, Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines – verlieren damit einen Teil ihrer Unabhängigkeit. Für manche Führungskräfte bedeutet das weniger Einfluss und mehr Vorgaben aus Frankfurt.

Interne Konflikte sind programmiert, wenn es um die Frage geht, welche Marke wie viel Gewicht im Netzwerk bekommt.

Quelle: Eulerpool

Ein Manager aus dem Umfeld der Airline kommentiert trocken: „Die neue Struktur wird Machtkämpfe nicht verhindern, sondern verschieben.“ Für Spohr ist das Risiko kalkuliert – er will Reibungsverluste minimieren, die in einem föderalen System zuletzt allzu oft zu Verzögerungen führten.

Börse jubelt trotz Skepsis

Anleger scheint das nicht abzuschrecken. Die Lufthansa-Aktie legte am Montag zu und erreichte mit 8,35 Euro den höchsten Stand seit Ende 2023. Seit Jahresbeginn summiert sich das Plus auf rund 35 Prozent, seit dem Tiefpunkt im April hat sich der Kurs sogar mehr als halbiert.

Doch die Euphorie hat auch eine Kehrseite. Ein Händler verweist auf den internationalen Vergleich: Im zweiten Quartal lieferten Wettbewerber wie die IAG (Mutter von British Airways) oder Air France-KLM deutlich bessere Zahlen.

„Die Lufthansa hat Nachholbedarf, und allein mit einer Strukturreform wird man nicht aufholen“, heißt es in Händlerkreisen.

Mehr Gewinn, zufriedenere Kunden?

Offiziell verspricht die Lufthansa mit dem Umbau nicht nur Kostensenkungen, sondern auch mehr Servicequalität. Zufriedenere Kunden in allen Premium-Marken – so das Ziel.

Ad-hoc-Meldungen

Doch gerade hier zeigt sich, wie ambitioniert das Vorhaben ist: Während die Passagiere über volle Kabinen und ausgedünnte Crews klagen, muss der Konzern gleichzeitig seine Kosten im Griff behalten.

Die Zentrale wird künftig jeden Schritt steuern – vom Angebot auf einzelnen Strecken bis hin zu Fragen der Personalplanung. Ob dies tatsächlich zu einem stringenteren Auftritt und höherer Profitabilität führt oder nur zu bürokratischer Starrheit, bleibt offen.

Ein riskanter Balanceakt

Die Lufthansa setzt auf einen Kraftakt: Machtkonzentration bei der Konzernspitze soll Effizienz bringen und den Spagat zwischen Profitabilität und Kundenzufriedenheit lösen.

Der Kursanstieg zeigt, dass Investoren darauf wetten, dass Spohr mit diesem Umbau Erfolg hat. Doch intern droht ein Balanceakt zwischen zentralistischer Steuerung und dem Selbstverständnis traditionsreicher Marken wie Swiss oder Austrian.

Die Airline kann gewinnen – oder sich in den eigenen Hierarchien verheddern.

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