Felix Haas spricht von einer Revolution. Sein Blick: klar. Sein Ton: überzeugt. Die Software, für die er wirbt, heißt Lovable – ein Name, so charmant wie ambitioniert.
Sie soll die Art, wie Apps und Webseiten entstehen, von Grund auf verändern. Wer einen Satz tippen kann, so das Versprechen, kann auch Software bauen. Ohne Entwickler, ohne Code, ohne Vorkenntnisse.

2,5 Millionen Webseiten im Juni
Lovable ist ein Werkzeug für die Massen. Eine KI, die aus Sprache digitale Produkte macht. Die Plattform kombiniert verschiedene große Sprachmodelle wie GPT und Claude, verpackt sie in ein simples Interface – und setzt sich damit auf die Schultern von Giganten.
Das Ergebnis: Im Juni wurden 2,5 Millionen Webseiten mit Lovable erstellt. Das ist mehr als zehn Prozent aller neu entstandenen Seiten weltweit. Sieben Monate nach Markteintritt meldet das Unternehmen bereits 75 Millionen Dollar Umsatz.
Vom CERN zum No-Code-Imperium
Gegründet wurde Lovable Ende 2023 von Anton Osika und Fabian Hedin. Osika, ein ehemaliger CERN-Forscher mit Y-Combinator-Vergangenheit, hatte bei seiner E-Commerce-Firma Depict einen internen Codebot entwickelt – daraus wurde Lovable.
Der Clou: Die Software versteht, was Nutzer wollen, und antwortet mit funktionierenden Prototypen. In Minutenschnelle.

Der Preis des Versprechens
Für 25 Dollar pro Monat erhalten Nutzer vollen Zugriff. Wer zahlt, bekommt mehr Designs, keine Wasserzeichen und schnellere Ergebnisse. Doch Lovable ist nicht nur ein Tool. Es ist eine Bewegung.
In Foren, Meetups und Social-Media-Kanälen versammelt sich eine wachsende Community. Viele der frühen Anwender verdienen bereits Geld mit Lovable-Produkten. Eine brasilianische Bildungsplattform soll damit in zwei Tagen drei Millionen Dollar Umsatz gemacht haben.
Der Spotify-Vergleich könnte voreilig sein
Frederic Cassel, Investor bei Creandum, war auch früh bei Spotify dabei. Heute sagt er:
„Lovable hat das Potenzial, eines der wichtigsten KI-Unternehmen Europas zu werden.“
Der Vergleich mag schmeicheln. Aber er setzt Lovable unter Druck. Noch ist das Unternehmen jung. Der Markt für No-Code-Plattformen ist dynamisch, aber umkämpft. Wettbewerber wie Webflow, Framer oder Glide arbeiten an ähnlichen Lösungen. Lovable ist schnell gewachsen. Doch Geschwindigkeit allein sichert keine Zukunft.

Hype trifft Realität
Das Start-up verlangt viel: Wer mitmachen will, muss nach Stockholm ziehen. Ortsnähe ist Pflicht. Die Arbeitskultur: jung, fordernd, kreativ. Ein Kollege ist Einradmeister, ein anderer war Finalist bei Programmier-Olympiaden.
Haas selbst hat früher die Gorillas-App gestaltet. Er glaubt an die Idee, so sehr, dass er Osika auf einer Techkonferenz in London persönlich angesprochen hat – heute ist er Chefdesigner.
Noch kein Unicorn, aber auf Kurs
Die Bewertungen steigen. Lovable soll laut FT in einer neuen Finanzierungsrunde auf 1,8 Milliarden Dollar taxiert worden sein. Investor Accel führte sie an, ein Fonds, der früh bei Facebook, Slack und Bumble einstieg.
Angel-Investor Felix Haas sagt, das Unternehmen sei bereits kostendeckend. Die Einnahmen würden Lizenzen und Gehälter der rund 30 Mitarbeiter finanzieren.
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