Ein quietschbunter Elfenkopf mit schiefem Grinsen steht für einen tiefgreifenden Wandel in der Weltwirtschaft. Die Figur heißt Labubu, kommt aus einer "Blindbox" und kostet je nach Seltenheit zwischen 20 und 150.000 US-Dollar.
Produziert wird sie vom chinesischen Unternehmen Pop Mart, einem Hersteller von Sammelfiguren für Erwachsene mit Kultstatus. Rihanna postet sie, David Beckham zeigt sich als Fan, in Shanghai stehen die Leute Schlange. Und Pop Mart ist nur die Spitze des Eisbergs.
China entdeckt die Markenmacht – und setzt sie gezielt ein
Noch vor wenigen Jahren galten europäische und amerikanische Labels in China als Nonplusultra: LVMH, Estée Lauder, Tiffany & Co. Doch die Hierarchie kippt. Eine neue Generation chinesischer Konsumenten kauft selbstbewusst lokal – nicht aus Not, sondern aus Überzeugung.
Marken wie Mao Geping (Kosmetik), Chagee (Milchtee), Laopu (Schmuck) oder NIO (E-Autos) sind die neuen Lieblinge der heimischen Kundschaft. Und sie expandieren.
Pop Mart hat inzwischen Dutzende Läden in den USA, Chagee will bis 2027 mehr als 1.300 Shops außerhalb Chinas betreiben. Die Kundenbasis? Jüngere westliche Konsumenten, die chinesische Produkte zunehmend als hip, hochwertig und preiswert wahrnehmen. Die globale Markenwelt, lange ein Monopol des Westens, bekommt ernsthafte Konkurrenz.

Das neue Konsumversprechen: lokal, kulturell, hochwertig
Der Erfolg dieser Marken ist kein Zufall. Er basiert auf einem Strategiewechsel: Statt sich an westlichen Vorbildern zu orientieren, betonen viele chinesische Marken inzwischen ihre kulturelle Eigenständigkeit. Laopu verkauft Goldschmuck mit chinesischer Symbolik.
Mao Geping ist nach dem bekanntesten chinesischen Make-up-Künstler benannt. Chagee inszeniert Milchtee als Lifestyleprodukt. Und Pop Mart trifft mit seinem Design zwischen Kitsch und Kunst den globalen Nerv einer Generation, die sich in TikTok-Logiken wohler fühlt als in traditionellen Markenwelten.
Der Preis ist nicht mehr das Argument – sondern die Identität
Lange galt: Westliche Marken sind teurer, aber besser. Das Argument bröckelt. Viele chinesische Produkte bieten heute vergleichbare oder bessere Qualität, oft zu niedrigeren Preisen – und mit einer Geschichte, die emotional besser andockt.
In einem Land, das sich wirtschaftlich neu sortiert, trifft dieser Wandel auf offene Ohren. Und der Westen? Der diskutiert noch über "Billigimporte", während die neue Markenmacht schon in Manhattan einzieht.
Vom Hinterland in die Hauptstädte der Welt
Bemerkenswert ist, dass viele dieser Marken nicht in Pekings Businessvierteln oder Shanghais Edelstraßen geboren wurden, sondern in drittklassigen Städten Chinas: Kunming, Zhengzhou, Changsha.
Von dort aus haben sie sich in kleinere Inlandsmärkte verbreitet, bevor sie die Metropolen erreichten – und nun die Welt. Das schafft Widerstandskraft. Die internationalen Expansionen sind durch Inlandserfolge abgesichert.
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