16. Juli, 2025

Politik

Labour-Sieg: Hoffnung auf verbesserte Wirtschaftsbeziehungen, aber keine Wunder zu erwarten

Labour-Sieg: Hoffnung auf verbesserte Wirtschaftsbeziehungen, aber keine Wunder zu erwarten

Die deutsch-britische Wirtschaft blickt nach dem prognostizierten Wahlsieg der Labour-Partei bei den Parlamentswahlen in Großbritannien mit vorsichtigem Optimismus auf die zukünftige Entwicklung der bilateralen Handelsbeziehungen. Eine Rückkehr Großbritanniens in den EU-Binnenmarkt und die Zollunion wird von Experten zwar nicht erwartet, jedoch erhofft man sich Erleichterungen im Handel und eine Stärkung der wirtschaftlichen Verbindungen. York-Alexander von Massenbach von der Britischen Handelskammer in Deutschland (BCCG) betont, dass eine zukünftige Labour-Regierung unter Keir Starmer, der mit hoher Wahrscheinlichkeit neuer Premierminister wird, voraussichtlich darauf abzielen werde, die bestehenden Beziehungen zu verbessern, ohne die Brexit-Entscheidungen rückgängig zu machen. Starmer habe stets betont, das Brexit-Referendum zu respektieren und keinen Wiedereintritt in die EU anzustreben. Bei den Parlamentswahlen in Großbritannien, die am Donnerstag stattfinden, steuert Labour Umfragen zufolge auf eine deutliche Mehrheit zu. Seit dem Austritt Großbritanniens aus der EU Ende Januar 2020 und dem Austritt aus der Zollunion und dem Binnenmarkt Anfang 2021 kommt es, trotz eines Freihandelsabkommens, immer wieder zu Problemen im Warenaustausch. Ulrich Hoppe, Chef der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer (AHK) in London, zeigt sich vorsichtig optimistisch und erwartet eine Einigung bei Regeln zum Handel mit phytosanitären Produkten sowie eine mögliche Annäherung an den europäischen Regulierungsrahmen für chemische Erzeugnisse. Er sieht jedoch keinen großen Durchbruch für eine umfassende Annäherung in den nächsten Jahren. Die Vereinigung German Industry UK (GIUK) hofft auf eine Reduzierung der Bürokratie, beispielsweise durch den Abbau von Formularen beim Ex- und Import sowie bei der Einstellung von Mitarbeitern aus der EU und der Anerkennung von EU-Qualifikationen. Diese Maßnahmen seien notwendig für eine engere Kooperation mit der EU, wie GIUK-Vorsitzender Bernd Atenstaedt betont. Von Massenbach hält kurzfristig vor allem Erleichterungen bei der Arbeitserlaubnis für junge Menschen und eine verstärkte sicherheitspolitische Kooperation für wahrscheinlich. Er sieht die anstehende Überarbeitung des Freihandelsabkommens im Jahr 2026 als möglichen Ansatzpunkt, da es insbesondere an Regelungen für den Dienstleistungssektor mangele, der für Großbritannien von großer Bedeutung ist. Ein Handels- und Technologierat ähnlich dem zwischen der EU und den USA oder der EU und Indien könnte hierbei unterstützend wirken. AHK-Chef Hoppe bleibt skeptisch. Eine Teilnahme am Erasmus-Programm oder Visumserleichterungen seien zwar wünschenswert, er sehe jedoch wenig Chancen für kurzfristige Änderungen. Labour sei zu zögerlich, sofort große Neuerungen durchzusetzen, da politische Herausforderungen wie hohe Einwanderungszahlen eine größere Freizügigkeit erschwerten.