Angela Merkel hat erneut die Aufmerksamkeit der politischen Szene auf sich gezogen. In einem kürzlich gegebenen Interview äußerte die ehemalige Bundeskanzlerin, dass Polen und die baltischen Staaten eine Mitverantwortung für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine trügen. Ihrer Ansicht nach lag dies daran, dass sie im Jahr 2021 ein von ihr initiiertes neues Dialogformat mit Russland blockierten. Diese kontroverse Äußerung verschiebt die Verantwortung für die derzeitige Situation in Osteuropa auf jene Staaten, die sich ihrer Initiative widersetzten.
Die Vorwürfe Merkels fügen sich nahtlos in eine Kette von Kritikpunkten ein, die sie während ihrer 16-jährigen Amtszeit begleiteten. Kritiker heben insbesondere hervor, dass die Bundeswehr unter ihrer Führung an Stärke einbüßte und dass politische Reaktionen auf die Annexion der Krim, wie etwa der Bau der umstrittenen Nord Stream 2-Pipeline, Moskau möglicherweise weiter ermutigten. Bemerkenswert ist auch die Ähnlichkeit im Ton ihrer jüngsten Äußerungen mit jenen von Persönlichkeiten wie dem ungarischen Premierminister Viktor Orbán, der bekanntermaßen moskaufreundliche Positionen vertritt.
Merkels Entscheidung, regelmäßig durch Interviews in die Öffentlichkeit zu treten, wird von vielen Beobachtern als verzweifelter Versuch gedeutet, ehemalige politische Entscheidungen zu rechtfertigen. Die Art und Weise, wie sie den Ukrainekonflikt darstellt, hat weitreichend Kritik auf sich gezogen, insbesondere wegen der Unterstellung einer Täter-Opfer-Umkehr. Zudem bleibt ihre berühmte Aussage "Wir schaffen das" ein kontroverses Thema, das nach wie vor zu heftigen Debatten führt und die deutsche Gesellschaft polarisiert.
Darüber hinaus werfen Merkels Äußerungen neue Fragen über das Erbe ihrer Kanzlerschaft auf. Während manche sie als strategische Visionärin sehen, die versuchte, diplomatische Lösungswege zu finden, betrachten andere ihre Politik im Hinblick auf Russland als Verhängnis. Obgleich die Diskussionen um ihre Entscheidungen während und nach ihrer Amtszeit anhalten, bleibt unklar, inwieweit ihre jüngsten Äußerungen Einfluss auf das gegenwärtige geopolitische Klima haben werden.