12. September, 2024

Wirtschaft

Krisen in Bangladesch: Modeindustrie in Deutschland auf dem Prüfstand

Krisen in Bangladesch: Modeindustrie in Deutschland auf dem Prüfstand

Die deutsche Modebranche verfolgt die Entwicklungen in Bangladesch mit wachsender Besorgnis. Gewaltsame Proteste im Land führten zu einer Ausgangssperre und einer verstärkten Präsenz von Polizei und Militär. Laut Berichten forderten diese Unruhen über 400 Todesopfer.

Bangladesch ist nach China der bedeutendste Importeur von Bekleidung für Deutschland. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2023 Waren im Wert von 7,1 Milliarden Euro nach Deutschland eingeführt. Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet wegen der Krise spürbare Auswirkungen auf die Branche, möglicherweise sogar steigende Preise für Konsumenten.

Aufgrund der Plünderungen und Zerstörungen bleiben viele Textilfabriken geschlossen, wie der Präsident der Deutsch-Bangladeschischen Handelskammer, M Maksud, betont. Die Hoffnung liegt nun auf der Übergangsregierung unter Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus.

Axel Augustin vom Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren (BTE) glaubt jedoch nicht an unmittelbare merkliche Auswirkungen für die Kunden, da die Lager zu Saisonbeginn gut gefüllt sind. Der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie beobachtet derzeit keine Lieferkettenprobleme.

Unternehmen wie Zara, Hennes & Mauritz (H&M) und Kik haben einen erheblichen Teil ihrer Produktion in Bangladesch. Kik betont, dass das Wohlergehen der Menschen vor Ort oberste Priorität habe und ist zuversichtlich, Ausfälle schnell ausgleichen zu können. Auch H&M berichtet, dass die meisten Fabriken allmählich wieder öffnen.

Die Abhängigkeit von Bangladesch hat zugenommen, was die jüngsten Entwicklungen besonders empfindlich macht. Um Risiken zu minimieren, setzen viele Modehersteller inzwischen auf eine diversifizierte Lieferkette. Hugo Boss plant eine Verlagerung der Produktion nach Europa und Amerika, um geopolitischen Spannungen entgegenzuwirken. Auch Intersport möchte seine Eigenmarken weniger in Fernost und verstärkt in Europa und Nordafrika produzieren lassen.