Die Partei Die Linke hat ihre Ablehnung gegenüber einer kurzfristig einberufenen Sondersitzung des Bundestags zur Wahl von drei Verfassungsrichtern während der parlamentarischen Sommerpause deutlich zum Ausdruck gebracht. Der Vorstoß der Grünen, eine solche Sitzung einzuberufen, wurde von Parteichefin Ines Schwerdtner kritisch betrachtet. In ihrer Stellungnahme im ARD-'Morgenmagazin' betonte Schwerdtner die Wichtigkeit, zunächst alle relevanten Informationen und Gegebenheiten zu klären, bevor über den Vorschlag einer Sondersitzung entschieden werden könne.
Schwerdtner hob in ihrer Kritik die finanziellen Implikationen hervor, die eine Sondersitzung mit sich bringen würde. Die Kosten könnten sich auf etwa 200.000 Euro belaufen, falls sämtliche Abgeordnete aus der Sommerpause zurückkehren müssten. Sie betonte die Verantwortung der Regierungskoalition, in dieser Angelegenheit einen Konsens zu erreichen, um die Wahl der Kandidaten für das Bundesverfassungsgericht nicht weiter zu verzögern und die finanziellen Ressourcen effizient zu nutzen.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) kündigte derweil an, dass das weitere Vorgehen innerhalb der schwarz-roten Koalition ausgiebig diskutiert werde. Die Grünen halten dennoch an ihrem Plädoyer für eine Sondersitzung noch in der aktuellen Woche fest. Der eigentliche Stein des Anstoßes ist die Wahl von zwei Richterinnen und einem Richter für das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, deren Abstimmung aufgrund der politischen Differenzen am Freitag von der Tagesordnung gestrichen wurde. Die CDU zeigt sich dabei wenig solidarisch mit der von der SPD vorgeschlagenen Juristin Frauke Brosius-Gersdorf, was die Harmonie innerhalb der Koalition beeinträchtigt.
Schwerdtner verwies zudem auf die intensiven Kampagnen gegen Brosius-Gersdorf als ein beispielloses Vorgehen und kritisierte die CDU scharf für deren vermeintliches Einknicken unter diesem Druck. Ob Die Linke weiterhin hinter der Kandidatur von Brosius-Gersdorf stehen wird, ließ Schwerdtner noch offen, betonte jedoch die Wichtigkeit einer umfassenden und sorgfältigen Abwägung aller Faktoren. Sie versprach, dass eine Entscheidung ausschließlich basierend auf festen inhaltlichen Kriterien und nach gründlicher Analyse getroffen werde.