17. Juli, 2025

Startups & VC

Kleiner Fisch, große Klappe? – Perplexity-Chef sagt Big Tech ab

Aravind Srinivas will mit seinem KI-Start-up die Vorherrschaft von Google brechen – und lehnt Übernahmeangebote von Apple, Meta & Co demonstrativ ab. Wie glaubwürdig ist der Widerstand gegen die Tech-Giganten wirklich?

Kleiner Fisch, große Klappe? – Perplexity-Chef sagt Big Tech ab
Zwischen Monopolvorwurf und Milliardenambition: Perplexity will Google das KI-Suchmonopol streitig machen, lehnt Big-Tech-Geld ab – und sucht selbst nach 500 Mio. Dollar frischem Kapital.

Kampfansage an das Imperium

„Wenn wir’s nicht machen, macht es keiner“, sagt Perplexity-CEO Aravind Srinivas – und zielt dabei direkt auf das Silicon-Valley-Monopol Google. Während andere KI-Start-ups sich für Milliarden einverleiben lassen, will Srinivas standhaft bleiben. Zumindest sagt er das.

In der Realität wirbt sein Unternehmen um eine Bewertung von 14 Milliarden US-Dollar – und führt gleichzeitig Gespräche mit Apple.

Wachstumswahn trifft Sendungsbewusstsein

Die PR-Story von Perplexity ist sauber gestrickt: ein ehrgeiziges KI-Unternehmen, das dem Marktführer Paroli bieten will – unabhängig, mutig, idealistisch. Doch zwischen den Zeilen riecht es nach kalkulierter Selbstinszenierung.

Allein im Mai meldete das Wall Street Journal, dass man 500 Millionen Dollar frisches Kapital einsammeln wolle. Da stellt sich die Frage: Wie lange kann man unabhängig bleiben, wenn man sich derart aggressiv aufbläht?

Widerstand gegen den „Copycat-Kapitalismus“

Srinivas wettert offen gegen die Aneignungsstrategien von Meta, Microsoft und Co: „Die kopieren alles, was gut ist.“ Er spielt damit auf eine Praxis an, die im KI-Wettrennen zum Standard geworden ist – das sogenannte „Acquihire“.

„Wir bleiben unabhängig“ – Perplexity-CEO Aravind Srinivas stemmt sich gegen Übernahmeangebote von Apple, Google & Co. und setzt stattdessen auf ein 14-Milliarden-Dollar-Bewertungsspiel.

Junge Firmen werden nicht wegen ihrer Produkte, sondern wegen ihres Personals geschluckt. Beispielhaft dafür: Microsofts Übernahme der Inflection-AI-Führung, Googles DeepMind-Transfer von Windsurf-Chef Varun Mohan.

Ein Monopol knacken – mit Google als Standardbrowser?

Trotz der kämpferischen Töne bleibt die Realität komplex. Perplexity lebt auf Geräten, die unter Googles Kontrolle stehen.

Der hauseigene AI-Browser mag technisch glänzen, aber 90 Prozent der weltweiten Suchen laufen weiterhin über Google. Der KI-Riese hat längst eigene Systeme wie Gemini im Rennen, voll integriert in Android, Gmail, Maps und Workspace.

Kompromisslose Haltung oder cleverer Exit-Plan?

Dass Srinivas mit Übernahmen „nichts am Hut“ habe, darf man anzweifeln – spätestens seit bekannt wurde, dass Apple-Manager Eddy Cue das Unternehmen öffentlich lobt und interne Gespräche mit Srinivas’ Team führt.

Branchenkenner wissen: Wer so laut „niemals!“ ruft, schraubt meist nur den Preis hoch. Ob Perplexity langfristig wirklich unabhängig bleibt – oder doch als teures Juwel in der Apple-Krone landet –, ist offen.

Ein Start-up zwischen Idealismus und Investorendruck

Fest steht: Der Druck auf Perplexity steigt. Wer Milliarden einsammeln will, muss liefern – oder verkaufen. Und genau das macht den Fall so spannend. Hier prallen Vision und Realität aufeinander.

Vielleicht steht Perplexity tatsächlich für das, was Srinivas predigt: eine kleine, schlagfertige KI-Alternative zum Konzern-Mainstream. Vielleicht aber ist es nur der nächste „David“, der sich seinen Goliath aussucht – und teuer verkaufen lässt.

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