13. Juni, 2025

Startups & VC

Klarna erfindet sich als Neobank neu

Der schwedische Zahlungsriese Klarna arbeitet an einem radikalen Imagewechsel. Pünktlich zum geplanten Börsengang will sich das Fintech als vollwertige Digitalbank positionieren – und damit potenzielle Investoren überzeugen.

Klarna erfindet sich als Neobank neu
IPO wird zur Nagelprobe: Die Anleger müssen entscheiden, ob Klarnas Geschäftsmodell robust genug für ein verschärftes Marktumfeld ist.

Vom Zahlungsanbieter zur Bank

„Wir sind eine Neobank.“ Klarnas Gründer und CEO Sebastian Siemiatkowski findet klare Worte. Mit „Buy now, pay later“ (BNPL) wurde Klarna einst groß, heute will der Konzern dieses Etikett abschütteln.

Ratenkäufe sind nur noch ein Baustein im wachsenden Bank-Portfolio. Der neue Mittelpunkt: die Klarna Card.

Diese Visa-Karte soll künftig die Kundenschnittstelle werden. Bezahlen in Echtzeit oder in bis zu 30 Tagen, dazu Cashback, Gratislieferungen bei ausgewählten Partnern, Rabatte – ein wachsendes Ökosystem an Zusatzleistungen soll die Karte für Nutzer attraktiver machen und Klarna von der reinen BNPL-Schublade lösen.

Marketingoffensive vor dem IPO

Hinter dem Imagewechsel steckt Strategie. Klarna bereitet seinen seit Jahren diskutierten Börsengang vor.

Ursprünglich war der Schritt für Frühjahr 2025 in New York anvisiert, wurde aber verschoben – unter anderem wegen der geopolitischen Unsicherheiten rund um die US-Handelspolitik. Nun peilt das Management eine Bewertung von bis zu 15 Milliarden Dollar bis Jahresende an.

Mehr Marketing als Geschäftsumbau? Die Klarna Card bietet Zusatzservices, ersetzt aber bislang kein klassisches Bankangebot.

Die Klarna-Card kommt zur rechten Zeit. In schwierigerem Marktumfeld mit steigenden Kreditausfällen, sinkender Zahlungsbereitschaft vieler Verbraucher und schärferer Regulierung will sich Klarna als stabiler, diversifizierter Finanzanbieter inszenieren – ein Narrativ, das Investoren ansprechen soll.

Risiken im Kernmodell nehmen zu

Die Neupositionierung kommt nicht ohne Grund. Denn Klarnas angestammtes BNPL-Geschäft steht zunehmend unter Druck.

Gerade in Europa, aber auch in den USA, verschärfen Aufsichtsbehörden die Regulierung kurzfristiger Konsumkredite. Hinzu kommen höhere Rückstellungen für Zahlungsausfälle, insbesondere bei wirtschaftlicher Eintrübung.

Für Fintechs wie Klarna, Affirm oder Afterpay (inzwischen zu Block gehörend) wird das klassische BNPL-Modell damit kostspieliger und regulatorisch riskanter. Eine breitere Produktpalette gilt deshalb inzwischen als Überlebensstrategie.

Neobank-Strategie mit Unsicherheiten

Die Neobank-Positionierung bringt allerdings auch Herausforderungen mit sich. Während klassische Direktbanken wie N26, Revolut oder Monzo längst mit Girokonten, Sparprodukten und Unternehmenskrediten arbeiten, ist Klarnas Bankangebot bislang stark auf den Zahlungsverkehr fokussiert. Ein vollwertiges Retailbank-Angebot bleibt Zukunftsmusik.

Der Ausbau der Kreditkarte und begleitender Loyalty-Angebote zielt derzeit eher auf margenstarke Cross-Selling-Potenziale als auf klassisches Einlagengeschäft. Für Investoren stellt sich damit die Frage, wie stabil die neue Bankstory tatsächlich ist – oder ob Klarna primär auf Wachstum durch Konsumfinanzierung setzt, nur eben verpackt in neuer Optik.

Wettbewerb im Neobanking verschärft sich

Gleichzeitig wächst der Druck von mehreren Seiten. Klassische Banken, spezialisierte Kreditfintechs und Big-Tech-Unternehmen wie Apple, Google und Amazon drängen mit eigenen Zahlungs- und Kreditlösungen in den Markt.

Besonders Apple Pay Later setzt Klarna im US-Kerngeschäft unter Zugzwang. Auch traditionelle Kreditkartenanbieter investieren massiv in BNPL-Modelle, um Marktanteile zurückzuholen.

IPO wird zum Lackmustest

Ob Klarna die Investoren mit dem neuen Neobank-Narrativ überzeugt, wird sich voraussichtlich Ende 2025 zeigen.

Der Börsengang wird mehr als nur eine Bewertung liefern: Er wird ein Stimmungsbarometer für die gesamte Fintech-Branche in einem Umfeld wachsender Regulierung, Konsumzurückhaltung und geopolitischer Unsicherheiten.

Für Klarna steht viel auf dem Spiel. Das einstige Vorzeige-Fintech Europas muss nun beweisen, dass es mehr ist als nur ein hochskalierter Zahlungsdienstleister – und auch als Bank nachhaltiges Wachstum liefern kann.

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