Ein Wolkenkratzer als Kulturprogramm
270 Park Avenue ist nicht einfach ein Neubau, sondern eine Ansage. Bis zu 14.000 Beschäftigte sollen hier künftig arbeiten – und bleiben, möglichst rund um die Uhr.
Die Botschaft ist klar: Wer Karriere bei JPMorgan machen will, muss sich dem Rhythmus der Bank unterordnen. CEO Jamie Dimon hat die Rückkehr ins Büro forciert, Homeoffice als „Bullshit“ abgetan und lässt den Turm nun das unterstreichen, was er seit Jahren predigt: Anwesenheit ist Pflicht.
Verpflegung ohne Pause
Ob Frühstück um 6 Uhr, Mitternachtssnack oder Kaffee um drei Uhr morgens – das „Park Ave Express“ ist durchgehend geöffnet. Offiziell ein Service für die Mitarbeitenden, praktisch jedoch auch ein Anreiz, nie wirklich Feierabend zu machen.
„Es ist eine explizite Anerkennung, dass lange Arbeitszeiten nicht verschwinden werden“, urteilt Wharton-Professor Peter Cappelli.
Wellness als Trostpflaster
Fitnessstudio, Wellnesscenter, hauseigener Pub – die Ausstattung liest sich wie die eines Luxushotels. Doch Kritiker sehen darin weniger Fürsorge als Berechnung.



Anwesenheitspflicht im Luxusgewand – CEO Jamie Dimon nennt Homeoffice „Bullshit“ und zwingt 14.000 Banker ins neue Headquarter. Die Botschaft: Wer Karriere will, muss präsent sein.
„Man will, dass die Leute nicht das Gebäude verlassen müssen“, sagt ein Brancheninsider. Denn jede Stunde im Tower ist auch eine Stunde unter Kontrolle der Bank.
Eine neue Härte in der Kultur
Die Ausstattung spiegelt den Wertewandel wider: Früher lockte Wall Street mit Gehältern, heute auch mit Annehmlichkeiten, die das Leben im Büro erträglicher machen sollen.
Doch Burnout-Debatten der vergangenen Jahre zeigen, wie dünn die Grenze ist. „Essen rund um die Uhr heißt auch: arbeiten rund um die Uhr“, warnt James Atkinson von der Society for Human Resource Management.
Strategische Milliardeninvestition
Rund drei Milliarden Dollar kostet der Bau. Offiziell eine Investition in die Zukunft, faktisch aber auch ein Instrument der Disziplinierung.
Der Turm verankert, dass das Erfolgsmodell von JPMorgan auf Präsenz, Konkurrenz und Dauerstress fußt. Wer hier arbeiten will, weiß genau, worauf er sich einlässt – und dass es dafür keine Abkürzung gibt.
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