Der Preisabstand schmilzt
Jahrelang galt der Verbrenner als Preis-Leistungs-Sieger – gerade für Käufer mit knappem Budget. Doch dieses Argument verliert an Kraft. Der Preisunterschied zwischen E-Auto und klassischem Benziner hat sich innerhalb eines Jahres mehr als halbiert: Im Mai kostete ein Elektroauto im Schnitt nur noch 3.655 Euro mehr als ein vergleichbarer Verbrenner.
Vor einem Jahr waren es noch über 8.600 Euro. Für Autoexperten wie Ferdinand Dudenhöffer ist das eine Zeitenwende: „So nah waren sich die beiden Antriebsarten beim Preis noch nie.“
Neue Modelle, massive Rabatte
Der Grund für die Annäherung liegt nicht nur in der Technik, sondern vor allem in der Preispolitik. Hersteller senken die Listenpreise, Händler geben satte Rabatte – bei manchen Modellen bis zu 28 Prozent.
Besonders aggressiv geht Renault vor: Der neue Clio als reines E-Auto soll günstiger sein als die aktuelle Hybrid-Version. Auch VW plant mit dem ID.Every1 einen Stromer für 20.000 Euro – ein Preispunkt, der lange als magische Grenze galt.
Die Rabattschlacht zeigt Wirkung: Der reale Durchschnittspreis eines E-Autos liegt inzwischen bei rund 36.500 Euro – nur elf Prozent über dem Benziner. Tendenz weiter fallend.

Firmenflotten treiben den Wandel
Ein weiterer Beschleuniger: Dienstwagen. Schon heute sind 85 Prozent der meistverkauften E-Modelle in Deutschland auf gewerbliche Halter zugelassen. Das liegt nicht zuletzt an steuerlichen Vorteilen.
Und es kommt noch mehr: Die Bundesregierung plant neue Abschreibungsregeln, die E-Autos für Unternehmen noch attraktiver machen sollen. Für Hersteller bedeutet das vor allem eines: planbare Nachfrage – und besser ausgelastete Werke.
Der Rückzug der alten Platzhirsche
Bemerkenswert: Einige ehemals dominante Modelle verlieren plötzlich an Bedeutung. Das Tesla Model 3 ist nicht mehr unter den 20 beliebtesten E-Autos – der Marktanteil ist auf ein Prozent gefallen.
Auch Peugeot e-208, Nissan Ariya und Opel Mokka sind aus dem Ranking verschwunden. Dafür rücken neue Modelle nach: Renault 5, Kia EV3, Volvo EX30 oder Ford Explorer.
Tesla selbst gibt sich beim Preiskampf zurückhaltend. Das Model Y wird kaum rabattiert. Für viele Bestandskunden ein Problem – denn die Restwerte der alten Modelle sinken. Hinzu kommt der Imageverlust durch das Auftreten von Elon Musk.
Verunsicherung bei den deutschen Herstellern
Während asiatische Autobauer auf dem Gas stehen, treten die deutschen Hersteller auf die Bremse – zumindest teilweise. Mercedes kündigt zwar 17 neue E-Autos bis 2027 an, aber gleichzeitig auch 19 neue Verbrenner.
Der Konzern sieht in der anhaltenden Nachfrage nach Benzinern eine gute Nachricht für die Marge. Eine Strategie mit kurzer Halbwertszeit?
Laut der Unternehmensberatung EY ist der Absatz von Autos in Europa im ersten Quartal 2025 um 2,1 Prozent gesunken. Weltweit büßten deutsche Autobauer im gleichen Zeitraum 2,3 Prozent Umsatz ein. Die Gründe: schleppende E-Auto-Nachfrage, hohe Investitionen, Rückrufe und Lieferprobleme.
China zieht davon
Besonders schmerzhaft ist der Blick nach China. Während die deutschen Hersteller dort schwächeln, legen chinesische Konzerne bei Umsatz und Gewinn deutlich zu. Weltweit wuchs ihr operativer Gewinn im ersten Quartal um zwei Drittel auf 2,6 Milliarden Euro – ein Signal, dass der Vorsprung schrumpft.
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