Kursrakete mit angezogener Bremse
Im Januar kostete eine IonQ-Aktie noch über 54 Dollar. Zwei Monate später waren davon nur noch 18 Dollar übrig. Heute notiert das Papier wieder über 44 Dollar. Das klingt nach Comeback – doch die Realität ist komplizierter.
Denn während sich der Kurs erholt, bleibt das Unternehmen tief in den roten Zahlen stecken. Die operative Marge ist negativ, der Verlust hoch, die fundamentale Bewertung ambitioniert.
Umsatz: kaum Bewegung – Verluste: bitter wie eh und je
Im ersten Quartal 2025 erwirtschaftete IonQ 7,56 Millionen Dollar – fast exakt der Wert des Vorjahreszeitraums. Vom erhofften Wachstum keine Spur.
Der operative Verlust hingegen hat sich weiter verschärft: 75,67 Millionen Dollar fehlten im Tagesgeschäft. Unterm Strich stand ein Minus von 32,25 Millionen Dollar. Wer in diesen Zahlen ein Schnäppchen erkennt, braucht eine kräftige Portion Optimismus.
Der große Hebel: Übernahmen und ambitionierte Visionen
IonQ setzt deshalb auf Expansion durch Übernahmen. Mit Oxford Ionics hat man sich für über eine Milliarde Dollar ein britisches Unternehmen einverleibt, das komplementäre Technologie beisteuern soll.
Auch das US-Startup Lightsync gehört jetzt zu IonQ. Ziel ist die Entwicklung fehlertoleranter Quantencomputer – ein Meilenstein, der bisher vor allem in PowerPoint-Präsentationen glänzt.
Partnerschaften als Hoffnungsträger
Im operativen Geschäft setzt IonQ auf eine andere Wachstumsstrategie: Partnerschaften. Mit dem Versorger EPB wird ein Quantenzentrum im US-Bundesstaat Tennessee aufgebaut.
Das Unternehmen will damit ein regionales Ökosystem formen – inklusive Schulungen, Anwendungsentwicklung und Quantenalgorithmen für Stromnetze. Auch mit General Dynamics IT, Amazon Web Services, NVIDIA und AstraZeneca gibt es Kooperationen, deren Details teils vage bleiben, aber Investoren elektrisieren sollen.
Texas als neues Quantenmekka?
Besonders stolz zeigt sich CEO Niccolo de Masi über die Beteiligung an der „Texas Quantum Initiative“. Der Bundesstaat will mit politischen Förderprogrammen zum Quantenstandort aufsteigen.
Für IonQ ist das eine PR-Goldgrube – und gleichzeitig eine Wette darauf, dass politische Programme technologischen Fortschritt wirklich beschleunigen können.
Die Analysten: zurückhaltender als das Management
Trotz der vielen Partnerschaften und Ankündigungen trauen die meisten Analysten IonQ keine Wunder zu. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 43,33 Dollar – in etwa auf dem derzeitigen Niveau.
Lediglich Benchmark-Analyst David Williams hält an einem Ziel von 50 Dollar fest – getrieben von der Hoffnung auf technologische Durchbrüche und politische Rückenwinde.
Ein Wert für Gläubige, nicht für Zahlenmenschen
Fakt ist: Wer jetzt einsteigt, tut dies weniger wegen aktueller Geschäftszahlen, sondern weil er auf die Zukunft des Quantencomputings wettet – und darauf, dass IonQ eine tragende Rolle darin spielen wird. Die Technologie hat Potenzial, keine Frage. Doch die Branche ist extrem kapitalintensiv, technisch komplex und operativ unprofitabel.
Das könnte Sie auch interessieren:
