08. Mai, 2025

Quartalszahlen

Intesa übertrifft Erwartungen – doch die Aktie fällt trotzdem

Intesa übertrifft Erwartungen – doch die Aktie fällt trotzdem
Trotz 14 % Gewinnplus im ersten Quartal 2025 verliert die Intesa-Aktie zeitweise knapp 2 % – der Markt preist offenbar schwächere Zinserträge und begrenztes Upside-Potenzial ein.

Starke Zahlen, schwache Reaktion

Die Zahlen stimmen – doch die Börse reagiert trotzdem verschnupft: Italiens größte Geschäftsbank Intesa Sanpaolo hat im ersten Quartal 2025 deutlich besser abgeschnitten als erwartet.

Quelle: Eulerpool

Der Nettogewinn stieg um 14 Prozent auf 2,615 Milliarden Euro und lag damit klar über dem Analystenkonsens von 2,42 Milliarden Euro. Auch die Gesamterträge übertrafen mit 6,79 Milliarden Euro die Markterwartung (6,68 Mrd.).

Quelle: Eulerpool

Trotzdem verlor die Aktie am Montagvormittag in Mailand bis zu 1,86 Prozent an Wert.

Gewinne rauf, Aktie runter – warum?

Es ist ein Paradox, das an den Märkten nicht selten vorkommt: Ein Unternehmen liefert solide Zahlen, doch der Kurs fällt. Im Fall Intesa Sanpaolo könnte das mehrere Gründe haben.

Zum einen war ein Großteil der guten Nachrichten offenbar bereits im Kurs eingepreist – die Aktie hat in den letzten zwölf Monaten über 40 Prozent zugelegt.

Zum anderen bleiben strukturelle Unsicherheiten im italienischen Bankensektor bestehen: hohe Staatsanleihebestände, politische Risiken und die immerwährende Frage nach dem Zinszyklus in der Eurozone.

Quelle: Eulerpool

Dazu kommt: Die Nettozinserträge, lange der Renditetreiber europäischer Banken, sind bei Intesa im ersten Quartal um 8 Prozent auf 3,63 Milliarden Euro gesunken – eine Entwicklung, die manchen Analysten Sorgen bereitet.

Zwar wurden die Rückgänge durch einen starken Anstieg bei Gebühren- und Provisionseinnahmen (+7 Prozent) kompensiert, doch Investoren sehen darin keinen verlässlichen langfristigen Trend.

Intesa bleibt optimistisch – aus gutem Grund

Trotz des Dämpfers an der Börse gibt sich das Management selbstbewusst. Die Bank bekräftigte ihre Jahresprognose und geht weiterhin davon aus, im Gesamtjahr 2025 einen Nettogewinn „deutlich über neun Milliarden Euro“ zu erzielen. Angesichts der konservativen Kostenentwicklung und soliden Kapitalausstattung erscheint dieses Ziel durchaus realistisch.

Investor Relations: news and documents - Intesa Sanpaolo

Für Investoren besonders relevant: Die Bank hat ihre operativen Aufwendungen gut im Griff – in einem Umfeld, in dem steigende Löhne, Digitalisierungskosten und regulatorische Anforderungen die Margen vieler Wettbewerber unter Druck setzen.

Die stille Dominanz im italienischen Finanzsystem

Intesa Sanpaolo ist nicht nur Marktführer in Italien – sie ist auch eine der wenigen europäischen Großbanken, die ihre Strategie in den letzten Jahren konsequent durchgezogen hat: Fokus auf Provisionserträge, Digitalisierung im Privatkundengeschäft, selektive Expansion im Ausland und eine konservative Kreditvergabe.

Das macht die Bank zu einer Art stillen Riesen im europäischen Bankensektor – weniger spektakulär als Santander oder BNP Paribas, aber oft robuster in der Bilanz. Während andere Häuser nach Zukäufen und Fusionen suchen, setzt Intesa auf Stabilität. Das ist nicht glamourös – aber in unsicheren Zeiten durchaus attraktiv.

Ein technischer Rücksetzer – oder mehr?

Dass die Aktie trotz der Zahlen fällt, dürfte kurzfristig auch technische Gründe haben. Nach dem starken Kursanstieg der letzten Monate sind Gewinnmitnahmen wahrscheinlich. Zudem mehren sich am Markt die Zweifel, ob Europas Banken von einem weiteren Zinsanstieg noch profitieren können – oder ob der Höhepunkt bereits erreicht ist.

Die EZB signalisiert vorsichtige Lockerung, was die Nettozinserträge weiter belasten könnte. Und auch geopolitische Unsicherheiten – etwa rund um neue Bankenabgaben oder fiskalische Belastungen in Italien – drücken latent auf die Bewertung.

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