Ein CEO zwischen Washington und Peking
Lip-Bu Tan, gebürtiger Malaysier und US-Staatsbürger, gilt als Branchenveteran mit makellosem Lebenslauf – bis jetzt. Die Vorwürfe wiegen schwer: Verbindungen zu chinesischen Unternehmen, aufgedeckt in einem Brief des republikanischen Senators Tom Cotton, den Trump prompt öffentlich machte.
Besonders brisant: Tans frühere Rolle als CEO von Cadence Design Systems, das jüngst eine Strafe von 140 Millionen US-Dollar zahlte, weil Chip-Design-Software an eine chinesische Militäruniversität verkauft worden sein soll.
Trump wittert Verrat
In Zeiten eskalierender Zollstreitigkeiten und nationalistischer „America First“-Rhetorik wird jede China-Verbindung zum politischen Pulverfass. Für Trump ein gefundenes Fressen, um Härte zu demonstrieren.
Seine Forderung: Tan müsse gehen. Doch der Intel-CEO will nicht kampflos das Feld räumen.
Strategische Verteidigungslinie: Nationale Sicherheit
Im Weißen Haus plant Tan, nicht nur seine Loyalität zu beteuern, sondern auch eine klare Botschaft zu senden: Intel sei für die US-Technologieindustrie systemrelevant.
Angesichts globaler Chipengpässe und wachsender Abhängigkeit von Asien will er Trump davon überzeugen, dass ein geschwächtes Intel ein Sicherheitsrisiko wäre – nicht nur wirtschaftlich, sondern geopolitisch.
Der riskante Weg zurück ins Spiel
Tans Mission ist heikel: Gelingt es ihm nicht, den Präsidenten und dessen Beraterkreis zu besänftigen, droht nicht nur sein Rücktritt, sondern auch ein nachhaltiger Imageschaden für den Konzern.
Der Markt reagierte am Tag seines Besuchs dennoch mit Zuversicht – die Intel-Aktie legte um über sechs Prozent zu. Offenbar hoffen Investoren, dass der CEO den politischen Sturm übersteht.
Was jetzt auf dem Spiel steht
Scheitert Tan, wäre das nicht nur ein persönlicher Absturz, sondern auch ein Signal an die gesamte Tech-Branche: Wer in den USA Schlüsseltechnologien entwickelt, muss nicht nur technologisch, sondern auch politisch auf Linie sein.
Die kommenden Stunden im Weißen Haus könnten damit nicht nur über Tans Zukunft, sondern auch über Intels strategische Rolle in der amerikanischen Industrie entscheiden.
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