Die niederländische Großbank ING hat im ersten Quartal des laufenden Jahres einen Nettogewinn in Höhe von 1,46 Milliarden Euro erzielt, was einem Rückgang von knapp acht Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Hauptgründe für diesen Gewinnrückgang waren steigende Betriebskosten und ein rückläufiger Zinsüberschuss. Hinzu kam, dass die Bank vermehrt Rückstellungen für notleidende Kredite bilden musste. Positiv hervorzuheben ist allerdings der erfreuliche Anstieg des Provisionsüberschusses, der dazu beigetragen hat, den Rückgang in anderen Bereichen teilweise auszugleichen.
Analysten hatten im Vorfeld einen noch drastischeren Rückgang des Gewinns erwartet, was die allgemeine Marktstimmung nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen positiv beeinflusste. Im Rahmen dieser Ankündigungen erklärte ING auch die Fortsetzung ihres Aktienrückkaufprogramms, mit einem zusätzlichen Volumen von zwei Milliarden Euro. Diese Strategie wurde positiv vom Markt aufgenommen, was sich in einem Anstieg des Aktienkurses von 4,3 Prozent in den ersten Handelsstunden widerspiegelte. Die Aktie, die im EuroStoxx 50 notiert ist, erreichte dabei einen Wert von 17,75 Euro.
Der Markt zeigte sich erleichtert über die weniger stark als befürchteten Rückstellungen für schlechte Kredite sowie die kontrollierten Anstiege der Betriebskosten. Steven van Rijswijk, der CEO von ING, äußerte sich zuversichtlich hinsichtlich der zukünftigen Geschäftsentwicklung in Europa, trotz bestehender politischer und wirtschaftlicher Risiken. Dabei spielt die Unterstützung durch staatliche Infrastruktur- und Rüstungsausgabenprogramme eine wesentliche Rolle. Die Bank bestätigte ihre Prognosen sowohl für das aktuelle Jahr als auch für den Zeitraum bis 2027 und erwartet ein solides Wachstum.
In Bezug auf die harte Kernkapitalquote (CET1) deutete Van Rijswijk an, dass die Bank ihre ursprünglich geplante Quote für das Jahresende möglicherweise nicht vollständig erreichen wird. Statt der erwarteten 12,5 Prozent könnte die CET1-Quote bis 2025 nun in einer Bandbreite von 12,8 bis 13 Prozent liegen, während die Zielquote für das Jahr 2027 unverändert bei 12,5 Prozent bleibt. Zum Ende des ersten Quartals lag die Quote bei 13,6 Prozent.
Die Analystin Anke Reingen von RBC kommentierte, dass der Aktienrückkauf erwartet worden war. Überraschend sei allerdings die Entscheidung der Bank, vorübergehend eine höhere Kapitalquote anzustreben, was möglicherweise Fragen aufwerfen könnte, trotz der langfristigen Zielvorgaben.
In Deutschland konnte das Privatkundengeschäft der ING-Tochter trotz gestiegener Personalkosten einen Gewinn vor Steuern erzielen, der das Ergebnis des Vorquartals übertraf. Eine besonders erfolgreiche Werbekampagne führte zu einem signifikanten Anstieg der Kundeneinlagen um 15,3 Milliarden Euro im ersten Quartal.