Strom ist das neue Gold der Künstlichen Intelligenz
In den Datenzentren der Zukunft entscheidet nicht allein der Chip über Leistung und Effizienz – sondern auch, wie der Strom fließt. Wer Hochleistungs-KI betreiben will, braucht eine präzise, zuverlässige und verlustarme Energieversorgung.
Genau daran arbeiten nun Infineon und Nvidia, zwei Unternehmen, die in ihrer jeweiligen Disziplin zu den Schwergewichten der Branche zählen.
Die Nachricht ist mehr als eine Randnotiz im Börsenticker: Infineon liefert künftig die Stromversorgungsarchitektur für die nächste Generation der KI-Server von Nvidia – konkret für die neue Blackwell-Linie.
Es geht um Hochspannungsgleichstrom mit 800 Volt – ein bislang kaum erschlossener Bereich, der die Stromversorgung von Rechenzentren auf eine neue Stufe heben soll.
800 Volt unter Kontrolle – made in Neubiberg
Die geplante Architektur sieht eine zentrale Energieverteilung über 800-V-Hochspannungs-Gleichstrom vor – ein Technologiesprung, der die klassische Serverversorgung mit 12 oder 48 Volt alt aussehen lässt.
Die Vorteile: Weniger Energieverluste, geringerer Platzbedarf, bessere Steuerbarkeit. Gerade für Rechenzentren, die pro Rack mehrere Kilowatt Leistung benötigen, ist das ein echter Gamechanger.
Infineon spricht davon, neue Standards setzen zu wollen. Und das klingt nicht übertrieben. Denn: Strom ist in KI-Rechenzentren keine Nebensache. Er ist Infrastruktur. Und wer den Strom kontrolliert, kontrolliert das Rückgrat der KI-Revolution.
KI-Power treibt Infineons Power-Sparte an
Für Infineon ist die Partnerschaft mit Nvidia nicht nur technisch, sondern vor allem strategisch bedeutsam. Analysten rechnen damit, dass der Geschäftsbereich Power & Sensor Systems (PSS) im laufenden Jahr rund 600 Millionen Euro Umsatz mit KI-bezogenen Komponenten erzielen wird – das wäre eine Verdopplung. 2026 könnte der Bereich sogar erstmals die Milliardenmarke knacken.

Das mag wenig klingen im Vergleich zu den Gesamtumsätzen, aber es ist hochprofitabeles Geschäft mit rasantem Wachstum – getrieben von einem Mega-Trend, der in den kommenden Jahren kaum an Dynamik verlieren dürfte.
Für Nvidia fast Routine – für Infineon ein Signal
Interessant ist der Kursverlauf nach der Meldung: Während Infineon am Mittwoch deutlich zulegt, verliert Nvidia leicht. Ein Marktkommentar bringt es auf den Punkt: Für Nvidia ist die Zusammenarbeit Teil des großen Ökosystems – für Infineon dagegen eine Bestätigung ihrer strategischen Relevanz. Der deutsche Halbleiterhersteller positioniert sich damit deutlich sichtbarer im globalen KI-Spiel.
Und das ist beachtlich: Während viele europäische Techfirmen hinter den US-Giganten herlaufen, hat Infineon früh auf Leistungshalbleiter, Stromversorgung und Systemintegration gesetzt – und genau diese Felder werden jetzt zur Grundlage für den nächsten KI-Schub.
Neubiberg rückt näher an den Silicon Valley-Kern
Dass Nvidia sich für Infineon entscheidet – und nicht für einen US-amerikanischen Anbieter –, zeigt auch: Technologiekompetenz ist kein Standortprivileg mehr. Die Innovationszentren der KI-Wirtschaft verteilen sich heute global – und Neubiberg steht auf der Landkarte.
Es ist ein Fingerzeig: Die nächste Runde im KI-Wettrennen wird nicht nur von Software, sondern von Stromflüssen, Wärmeabfuhr und Energieeffizienz entschieden. Genau hier liegt die Kernkompetenz von Infineon. Und genau hier will das Unternehmen weiter investieren.
Kein Deal für die Galerie – sondern ein strategischer Hebel
Die Zusammenarbeit mit Nvidia ist kein klassischer Großauftrag. Es ist auch kein reines Zulieferverhältnis. Es ist ein Technologiepakt auf Augenhöhe, bei dem beide Unternehmen davon profitieren, ihre Systeme enger zu verzahnen. Für Infineon ist das die Chance, vom Zulieferer zum unverzichtbaren Architekten der KI-Infrastruktur zu werden.
Die Börse hat das Signal verstanden – und es mit Kurszuwächsen belohnt. Der Markt erwartet nicht nur ein starkes Jahr, sondern eine neue Positionierung des Konzerns innerhalb der globalen Wertschöpfungskette der Künstlichen Intelligenz.
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