Im Dunstkreis des Kryptowährungsunternehmens nChain hat sich ein Herrschaftssystem etabliert, das stark an feudale Zeiten erinnert. Hier thront Dr. Craig Steven Wright, der Chef-Wissenschaftler der Firma, als eine Art Philosophenkönig über seinem Reich. Mit Dreiteilern bekleidet und am Steuer eines Lamborghini, inkarniert Dr. Wright die Aura des Unantastbaren. Seine Gedankengänge, die er in einer Mischung aus Vortrag und Abschweifung präsentiert, wurden von einem mittleren Manager auf Band festgehalten und später an ein Heer von Forschern weitergegeben. Das Ziel: Wrights geistige Ergüsse in Patente zu verwandeln. Es ist eine Welt, in der der Widerspruch als Sakrileg galt und herausfordernder Scharfsinn wie der des nChain-Mitarbeiters Martin Sewell kaltgestellt wurde. Nachdem Sewell ein Memo verfasste, in dem er auf technische Fehler in mehreren von Dr. Wright verfassten Papieren hinwies, wurde ihm deutlich gemacht, dass dergleichen skeptische Äußerungen in der nChain-Ohrenhölle keinen Platz vinden sollten. Sewell selbst beschreibt die Situation mit einem Anflug von Bewunderung, aber auch mit einem Hauch von Unglauben über die Singularität dieser Konstellation: Dr. Wright glich einem Gott im Pantheon der Technologie und Ökonomie. Doch die Macht, die Dr. Wright umgibt, hat ihre Wurzeln in einem weitreichenden Anspruch: Er behauptet, niemand geringeres als der mysteriöse Schöpfer von Bitcoin zu sein, jene kryptographische Währung, die in einem bahnbrechenden Whitepaper im Jahre 2008 von einer Person oder einer Gruppe unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto vorgestellt wurde. Nachdem er diese Welt verändert hatte, zog sich 'Satoshi', dessen Vorname im Raum der Kryptographie Legenden bildet, zurück. Unerkannt und unberührt liegt sein Bitcoin-Vermögen – geschätzte 1,1 Millionen Bitcoins oder umgerechnet ein Schatz von etwa 75 Milliarden Dollar – seit mehr als einem Jahrzehnt in digitaler Starre.
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Im Zentrum der Macht bei nChain: Craig Steven Wright, der ungekrönte Herrscher
