18. Mai, 2024

Politik

Im Schatten des Krieges: Das Baltikum rüstet sich für den Ernstfall

Von Schutzräumen bis zu Kindertrainings: Wie Estland, Lettland und Litauen sich auf eine mögliche Konfrontation mit Russland vorbereiten und ihre Verteidigung festigen.

Im Schatten des Krieges: Das Baltikum rüstet sich für den Ernstfall
Zwischen Hoffnung und Furcht: Baltische Kinder lernen, wie man im Schatten eines möglichen Krieges überlebt – Vorbereitung auf das Undenkbare.

In den baltischen Staaten wächst die Anspannung. Die Bedrohung durch Russland, greifbar geworden durch den Krieg in der Ukraine, hat Estland, Lettland und Litauen dazu veranlasst, ernste Vorbereitungen für ihre Verteidigung zu treffen.

Die Angst vor einer Isolation durch einen möglichen Angriff auf die Suwalki-Lücke, ein strategisch kritischer Korridor zwischen Polen und Litauen, ist allgegenwärtig.

Die Achillesferse der NATO

Die Suwalki-Lücke stellt die wahrscheinlich größte Sicherheitssorge für das Baltikum dar. Dieser schmale Landstreifen, eingeklemmt zwischen der russischen Exklave Kaliningrad und Belarus, könnte im Falle eines russischen Angriffs das Baltikum vom Rest der NATO abschneiden.

Unsichtbare Frontlinien: Estlands Kampf gegen hybride Kriegsführung offenbart, wie tief die Spaltungslinien in Europa gezogen sind.

Die baltischen Staaten und ihre Verbündeten sind sich der strategischen Bedeutung dieses Korridors bewusst und haben die Notwendigkeit betont, diese potenzielle Schwachstelle zu sichern.

Vorbereitungen auf allen Ebenen

In Litauen hat die Regierung die Errichtung von über 3.300 Schutzräumen in den letzten eineinhalb Jahren forciert, um im Ernstfall bis zu einem Drittel der Bevölkerung Schutz bieten zu können.

Doch nicht nur die physische Infrastruktur wird gestärkt, auch die Bevölkerung wird auf mögliche Szenarien vorbereitet. Kinder lernen in Überlebenskursen, wie man erste Hilfe leistet und sich im Falle eines Angriffs verteidigt. Ein klares Zeichen dafür, dass die baltischen Staaten nichts dem Zufall überlassen wollen.

Solidarität durch Unterstützung der Ukraine

Die baltischen Staaten verstehen ihre Unterstützung für die Ukraine nicht nur als Akt der Solidarität, sondern auch als Teil ihrer eigenen Verteidigungsstrategie.

Lettland hat beispielsweise ein Prozent seines Bruttoinlandsprodukts zur Unterstützung der Ukraine bereitgestellt, ein beträchtliches Engagement, das die Entschlossenheit der Balten unterstreicht, gegen die russische Aggression zu stehen.

Solidarität in der Bewährungsprobe: Die baltischen Staaten steigern ihre Verteidigungsbereitschaft und unterstreichen ihre unerschütterliche Unterstützung für die Ukraine – ein Bollwerk gegen die Expansion.

Hybride Bedrohungen erkennen

Neben militärischen Vorbereitungen richten die baltischen Staaten ihr Augenmerk auch auf hybride Bedrohungen. Die Aufdeckung russischer Operationen in Estland, die darauf abzielten, Chaos innerhalb der Gesellschaft zu stiften, zeigt die Komplexität der Sicherheitsherausforderungen, mit denen sich das Baltikum konfrontiert sieht.

„Diese Dinge passieren mitten in unseren Gesellschaften“, sagte die estnische Regierungschefin Kaja Kallas, „Wir machen sie öffentlich, damit andere Länder diese Muster auch erkennen können. Russland ist sehr gut darin, Chaos und Gräben innerhalb unserer Gesellschaften zu schaffen.“

Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas: Eine furchtlose Führerin im geopolitischen Sturm, die für Demokratie und die Verteidigung der baltischen Souveränität eintritt

Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas: Eine furchtlose Führerin im geopolitischen Sturm, die für Demokratie und die Verteidigung der baltischen Souveränität eintritt.

Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas betont die Wichtigkeit, diese Aktivitäten öffentlich zu machen, um andere Länder für ähnliche Muster zu sensibilisieren.

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Leben im Schatten der Angst

Für die Bewohner entlang des Suwalki-Korridors bleibt die Angst ein ständiger Begleiter. Die Unsicherheit, nicht zu wissen, wann und ob ein Angriff kommen könnte, prägt das Leben an der Grenze zu Russland und Belarus.

Trotz der Furcht betonen die Führungskräfte der baltischen Staaten die Notwendigkeit, standhaft zu bleiben und keine Angst zu zeigen – ein schwieriges Unterfangen in Zeiten, in denen der Schatten des Krieges immer näher rückt.