Die staatlichen Schulen in England werden ab sofort keine Einzelbewertungen mehr von der Bildungsaufsichtsbehörde Ofsted erhalten. Die Labour-Regierung führt stattdessen ein neues System von Bewertungsberichten ein.
Das Bildungsministerium erklärte am Montag, dass das bestehende Bewertungsregime, das Schulen als „hervorragend“, „gut“, „verbesserungsbedürftig“ oder „mangelhaft“ einstuft, abgeschafft wird, um „mehr Transparenz“ zu schaffen.
Diese Entscheidung folgt auf langjährige Bedenken von Lehrern, dass das System unzumutbaren Druck auf das Schulpersonal ausübt. Die Debatte verschärfte sich im Januar letzten Jahres nach dem Suizid der Schulleiterin Ruth Perry infolge eines kritischen Berichts der Aufsichtsbehörde.
Lehrer und Gewerkschaften kritisierten das bisherige System als subjektiv, wenig repräsentativ und schwer anfechtbar. Während die aktuelle Methode Schulen eine detaillierte, mehrseitige Einschätzung bietet, beachten viele Eltern nur die einfachen Bewertungsstufen.
Die zuvor regierende konservative Regierung hatte im April erklärt, am bisherigen System festzuhalten, da es „signifikante Vorteile“ biete. Die Labour-Regierung, die in ihrem Wahlmanifest die Abschaffung der Einzelbewertungen versprochen hatte, bezeichnete diese am Montag als „reduktiv“ und als unzureichend, um die Schulleistung umfassend zu bewerten.
Die neuen Bewertungsberichte, die ab September nächsten Jahres eingeführt werden, sollen „hohe und steigende Standards“ in allen Schulen fördern. Das Design und der Inhalt dieses neuen Systems sollen in enger Absprache mit Eltern und Schulen entwickelt werden, um eine „umfassende und vollständige Beurteilung“ der Schulleistungen zu ermöglichen.
Für das laufende Jahr werden die Ofsted-Inspektionen staatlicher Schulen weiterhin Bewertungen in den Kategorien Qualitätsunterricht, Verhalten und Einstellungen, persönliche Entwicklung sowie Führung und Management bieten.
Die Abschaffung der Einzelbewertungen gilt zunächst nur für staatliche Schulen und soll zu einem späteren Zeitpunkt auch auf andere Inspektionen wie die von Privatschulen, Colleges und sozialen Einrichtungen ausgeweitet werden.
Bildungsministerin Bridget Phillipson bezeichnete die Abschaffung der Einzelbewertungen als „generationelle Reform“ und „Meilenstein für Kinder, Eltern und Lehrer“. Sie fügte hinzu, dass Eltern ein klareres und umfassenderes Bild der Schulleistungen verdienen.
Die Regierung wird weiterhin in schlecht abschneidende Schulen eingreifen, um hohe Standards sicherzustellen. „Regionale Verbesserungsteams“ sollen ab kommendem Jahr mit strauchelnden Schulen zusammenarbeiten. Außerdem behält das Bildungsministerium das Recht, in schwerwiegenden Fällen Schulen zu neuen Trägerschaften zu überführen.
Paul Whiteman, Generalsekretär der National Association of Head Teachers, begrüßte die Entscheidung und betonte, dass Lehrer eine klare, aber gerechte Rechenschaftspflicht wünschen. Auch Julia Waters, Schwester von Ruth Perry, zeigte sich erfreut über die Maßnahme und bezeichnete einwortige Urteile als gefährlich und vereinfachend.