Die Aktivitäten der sogenannten russischen Schattenflotte vor der deutschen Ostseeküste stellen nach Einschätzung der Umweltorganisation Greenpeace eine erhebliche Bedrohung für die Umwelt dar. Seit Mitte Juni hat Greenpeace beobachtet, dass 188 Öltanker aus den russischen Häfen Primorsk und Ust-Luga schätzungsweise Millionen Tonnen Rohöl entlang der deutschen Ostseeküste transportiert haben. Besonders alarmierend ist, dass 123 dieser Schiffe auf internationalen Sanktionslisten geführt werden und 27 als sogenannte Geister-Tanker weder in den Flottenregistern erfasst noch mit einer ordnungsgemäßen Flagge ausgestattet sind.
Das Alter der eingesetzten Tanker verschärft die Sorgen um die Sicherheit der Rohöltransporte zusätzlich. Greenpeace zufolge sind 70 dieser Schiffe zwanzig Jahre alt oder älter. Der schlechte Zustand dieser Schiffe macht sie ungeeignet für den sicheren Transport von Rohöl. Thilo Maack, ein Meeresbiologe bei Greenpeace, zieht in einem eindringlichen Vergleich Russlands Strategie mit diesen Geister-Tankern einem unzulässigen und unversicherten Lastwagen voller gefährlicher Ladung auf der Autobahn gleich.
Diese Geister-Tanker sind Teil einer Strategie, mit der Russland die internationalen Sanktionen zu umgehen versucht, um den Ölhandel fortzusetzen. Ein Großteil dieser Schiffe ist nicht nur veraltet, sondern fährt unter der Flagge eines anderen Staates, was es schwierig macht, die Verantwortlichkeit eindeutig zuzuordnen.
Greenpeace fordert von deutschen Außenminister Johann Wadephul und Innenminister Alexander Dobrindt ein stärkeres Eingreifen, um die Küsten zu schützen. Es soll geprüft werden, ob Schiffen der Schattenflotte ohne ordnungsgemäße Flagge die Durchfahrt verwehrt werden kann. Dies ist Teil einer umfassenderen Anstrengung, die bereits im Juni mit der Ankündigung koordinierter Maßnahmen seitens der Ostsee-Anrainerstaaten zusammen mit Belgien, den Niederlanden und Großbritannien unternommen wurde. Diese Koalition beabsichtigt, entschlossen gegen die Aktivitäten der Schattenflotte vorzugehen, um die maritime Sicherheit und den Umweltschutz in der Region zu stärken.