19. Mai, 2024

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Die unsichtbare Hand im Batteriemarkt

Während weltweit die Produktion von Elektroauto-Batterien hochfährt, bleibt die Abhängigkeit von chinesischem Graphit eine kritische Achillesferse.

Die unsichtbare Hand im Batteriemarkt
Trotz globaler Bestrebungen, die Batterieproduktion zu diversifizieren, bleibt die weltweite Abhängigkeit von chinesischem Graphit ein kritischer Engpass in der Lieferkette für Elektrofahrzeuge.

Die verborgene Schaltstelle der E-Mobilität

Am nordenglischen Standort Immingham, wo normalerweise das Rauschen fossiler Brennstoffe dominiert, zeichnet sich eine wenig beachtete, aber entscheidende Facette der E-Mobilität ab.

Hier in der Phillips 66 Raffinerie wird Nadelkoks zu hochwertigem synthetischem Graphit verarbeitet – einem Schlüsselbestandteil jeder Lithium-Ionen-Batterie.

China kontrolliert fast die gesamte Produktionskette für Graphit-Anoden, die in modernen Lithium-Ionen-Batterien verwendet werden, und verstärkt seine Position durch neue Exportbeschränkungen.

Dieses dunkle Granulat spielt eine zentrale Rolle in der Anodenherstellung, einer Komponente, die selten im Rampenlicht steht, aber ohne die moderne E-Autos nicht denken können.

China – das unangefochtene Schwergewicht

Trotz der strategischen Bedeutung dieser Raffinerie, die als einzige ihrer Art in Europa gilt, stammt der Großteil des für Batterien benötigten Graphits aus China.

Das Land hat einen festen Griff auf den gesamten Graphitmarkt, sowohl den natürlichen als auch den synthetischen, und dominiert die Weiterverarbeitung dank niedrigerer Energiekosten.

Fast der gesamte in Immingham produzierte Nadelkoks wird nach China exportiert, wo er zu Batteriekomponenten veredelt wird. Dies unterstreicht die tiefgreifende Abhängigkeit des globalen Batteriemarktes von chinesischen Ressourcen und Verarbeitungskapazitäten.

Ein Markt unter Verschluss

Jüngste Entwicklungen haben die Brisanz dieser Abhängigkeit weiter verschärft. Ende letzten Jahres führte China überraschend Exportgenehmigungen für Graphit ein, was zu einem drastischen Rückgang der Lieferungen führte.

Diese Maßnahme, offiziell begründet mit der nationalen Sicherheit, spiegelt eine wachsende Tendenz wider, Rohstoffe als strategisches Instrument in geopolitischen und wirtschaftlichen Auseinandersetzungen zu nutzen.

Neue Exportbeschränkungen durch China, offiziell begründet mit nationaler Sicherheit, könnten den Zugang zu Graphit weiter erschweren und die globale Batterieproduktion beeinträchtigen.

Die Einschränkungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die Nachfrage nach Batterien – und damit nach Graphit – weltweit stark ansteigt.

Die Suche nach Alternativen

Angesichts dieser Abhängigkeit arbeiten Länder wie die USA und Mitgliedsstaaten der Europäischen Union fieberhaft daran, ihre eigene Batterieproduktion zu etablieren und die Lieferketten zu diversifizieren.

Neue Gesetze und Subventionen, wie der Inflation Reduction Act in den USA, unterstützen diese Bemühungen, indem sie die finanziellen Lasten der energieintensiven Produktion von synthetischem Graphit zu senken versuchen.

Dennoch bleibt die Herausforderung enorm, da der Ausbau alternativer Kapazitäten langsam voranschreitet und China seine Vormachtstellung weiter ausbaut.

Länder wie die USA und EU-Mitgliedstaaten arbeiten unter Hochdruck an der Förderung heimischer Graphitquellen, um die Abhängigkeit von chinesischen Importen zu reduzieren.

Zukunftsprognosen und strategische Überlegungen

Experten wie Chris Burns von Novonix und Analysten bei Fitch erwarten, dass China auch in den kommenden Jahrzehnten der dominierende Akteur im Graphitmarkt bleiben wird.

Diese Prognosen verdeutlichen die Dringlichkeit, mit der westliche Nationen Alternativen entwickeln müssen, nicht nur in der Rohstoffgewinnung, sondern auch in der technologischen Innovation, um weniger abhängig von einzelnen Lieferländern zu sein.