17. Oktober, 2025

Quartalszahlen

Givaudan überrascht mit Luxus-Boom – Wie Parfüm den Schweizer Riesen beflügelt

Während viele Konsumgüterhersteller stagnieren, erlebt Givaudan einen neuen Höhenflug – angetrieben ausgerechnet von Luxusparfüms. Doch der Erfolg hat auch Schattenseiten.

Givaudan überrascht mit Luxus-Boom – Wie Parfüm den Schweizer Riesen beflügelt
Kaum ein Verbraucher kennt Givaudan, doch das Schweizer Unternehmen kontrolliert fast ein Viertel des globalen Duftstoffmarkts – eine stille Machtposition, die Preissetzung und Markenimage weltweit beeinflusst.

Der Duft des Erfolgs

Wenn Luxus nach Geld riecht, dann vermutlich nach Chanel, Dior – oder Givaudan. Der Genfer Duft- und Aromenhersteller, unauffällig und doch global tonangebend, meldet für die ersten neun Monate 2025 erneut glänzende Zahlen. Der Umsatz stieg organisch um 5,7 Prozent auf 5,74 Milliarden Franken. Getrieben wird das Wachstum vor allem von einem Segment, das geradezu explodiert: der Luxusparfümerie – mit einem Plus von 18,7 Prozent.

Die Schweizer haben sich in einer Phase globaler Unsicherheit auf ein Geschäft konzentriert, das selbst im Krisenmodus weiter duftet: Luxus. Während viele Konsumgüterhersteller in Europa mit rückläufiger Nachfrage kämpfen, verkauft Givaudan an die Marken, die trotz Inflation florieren.

Luxus läuft – Massenmarkt stagniert

Der Erfolg ist beachtlich, aber ungleich verteilt. Im Bereich Riechstoffe & Schönheit wächst Givaudan zweistellig, im klassischen Konsumgütergeschäft dagegen nur um 5,9 Prozent – und das nach einem außergewöhnlich starken Vorjahr. In Asien-Pazifik, lange Zeit Wachstumslokomotive des Konzerns, stagniert das Geschäft sogar leicht (-0,5 Prozent).

Anders in Süd- und Südostasien, im Nahen Osten und in Afrika: Hier legte der Umsatz um satte 8,8 Prozent zu. Regionen, in denen neue Wohlstandsschichten entstehen, zeigen sich besonders empfänglich für Parfüms – und für die teure Symbolik westlicher Marken.

In den Laboren von Givaudan entstehen die Düfte, die Luxusmarken wie Dior, Chanel oder Tom Ford weltweit verkaufen – doch 70 % des Gewinns stammen inzwischen aus genau diesem Segment. Eine gefährliche Abhängigkeit vom Luxusboom.

Der Duft, der alles überstrahlt

Im dritten Quartal lag das Wachstum im Luxussegment bei fast 19 Prozent – deutlich über den Erwartungen der Analysten. Die Schweizer Bank Vontobel sprach von einer „bemerkenswerten Leistung“. Die Zürcher Kantonalbank nannte die Zahlen „solide“ und hob die „anhaltende Stärke“ in der Luxusparfümerie hervor.

Doch Analysten warnen zugleich: Die Abhängigkeit vom Luxussegment wächst. Givaudan profitiert von der Kaufkraft der Reichen – ein stabiler, aber konjunkturabhängiger Markt. Sollte die Nachfrage in den Luxusmetropolen Paris, Dubai oder Shanghai einmal schwächeln, könnte das die gesamte Dynamik des Konzerns dämpfen.

Unterbewertet oder unterschätzt?

An der Börse wird Givaudan derzeit mit rund 3.400 Franken pro Aktie gehandelt – ein Jahr zuvor waren es über 4.500 Franken. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 26, das EV/EBITDA-Multiple bei knapp 18. Beides deutet auf eine moderate Bewertung hin, vor allem im Vergleich zu Konkurrenten wie Symrise oder Firmenich.

Vontobel sieht den fairen Wert der Aktie bei über 4.500 Franken, also rund 30 Prozent über dem aktuellen Kurs. Anleger, die an die globale Nachfrage nach Luxusprodukten glauben, könnten in Givaudan einen unterschätzten Profiteur sehen.

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Hinter der glänzenden Fassade

Doch Givaudans Erfolg basiert auf einem ökologisch und ethisch heiklen Fundament. Duftstoffe stammen oft aus Rohstoffen wie Sandelholz oder Moschus, deren Beschaffung ökologische Spuren hinterlässt.

Zudem wächst der Druck, nachhaltige Alternativen zu entwickeln. Der Konzern investiert daher verstärkt in Biotechnologie und synthetische Aromen – ein Bereich, der über die kommenden Jahre zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden dürfte.

Ein stiller Riese mit globaler Strahlkraft

Givaudan bleibt, was es seit Jahrzehnten ist: ein diskreter, aber dominanter Akteur der globalen Luxusindustrie. Kaum jemand kennt den Namen – doch fast jeder trägt seine Produkte. Parfüms, Kosmetika, Lebensmittel – sie alle duften oder schmecken nach Givaudan.

Der Konzern hat gezeigt, dass selbst in Zeiten geopolitischer Spannungen und Inflation Wachstum möglich ist – wenn man den richtigen Riecher hat. Doch die Frage bleibt: Wie lange noch kann Luxus als Sicherheitsanker dienen, wenn der Wohlstand der Konsumenten bröckelt?

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