17. Mai, 2024

Technologie

Generative KI entzündet Wall Street Optimismus trotz ungewisser Zukunft

Generative KI entzündet Wall Street Optimismus trotz ungewisser Zukunft

An der Wall Street breitet sich eine wachsende Begeisterung für generative Künstliche Intelligenz (KI) aus. Zum zentralen Indikator für den Erfolg der Technologiebranche avanciert jedoch die reale Geschäftsentwicklung – ein Feld, auf dem sich die großen US-Tech-Unternehmen kürzlich stark hervorgetan haben. Die Fähigkeit, zu erkennen, in welchen Bereichen Künstliche Intelligenz bereits messbare Geschäftsergebnisse liefert und in welchen nicht, wird entscheidend sein, um in den kommenden Monaten und Jahren die führenden von den nachrangigen Unternehmen im KI-Bereich zu unterscheiden.

Ein Blick auf die jüngsten Ergebnisse der größten Cloud-Computing-Plattformen vermittelt Einblicke: Die wiederauflebende Wachstumsdynamik in den Cloud-Sparten von Microsoft und Google hat die Hoffnung genährt, dass KI beginnt, spürbare Auswirkungen zu zeigen. Die positive Stimmung wurde in dieser Woche durch Amazon Web Services (AWS), den Marktführer im Cloud-Segment, noch verstärkt.

Allerdings geben die Ergebnisse wenig Aufschluss darüber, inwieweit das Wachstum auf gestiegene Investitionen in generative KI zurückzuführen ist, wie nachhaltig diese Investitionen sind und welche Kosten die Bereitstellung der neuen KI-Dienste verursachen wird.

Nach einem erheblichen Einbruch im Cloud-Wachstum in den letzten zwei Jahren, geprägt durch Kunden, die ihre Cloud-Kosten nach dem Pandemieboom kritisch prüften, zeichnet sich nun eine Rückkehr zum Wachstum ab. Entsprechend interpretiert auch Amazon-Chef Andy Jassy diese Entwicklung als Rückkehr zur früheren Normalität, wobei die Cloud-Umstellung zunächst auf das Ziel der IT-Kostensenkung zurückgeführt wird. Mit lediglich 15 Prozent der Unternehmens-IT-Last, die momentan in der Cloud liegt, sieht Jassy hier noch erhebliches Wachstumspotenzial – auch wenn generative KI nicht der Hauptfaktor ist, spielt sie am Rande eine zunehmend wichtige Rolle. So wird Microsofts jährlicher Umsatz mit generativer KI bereits auf etwa 4 Milliarden US-Dollar geschätzt und laut Jassy stellt sie auch für AWS ein "Milliardengeschäft" dar.

Auch wenn das zukünftige Wachstum und die Marktgröße der AI-Umsätze ungewiss bleiben, ist das Interesse an der Ausbildung neuer KI-Modelle und den damit einhergehenden neuen Diensten hoch. Die daraus entstehende Massenerprobung lässt jedoch noch keine verlässlichen Prognosen über den wirklichen Mehrwert der Technologie und die Zahlungsbereitschaft der Kunden zu.

Während der Zeitpunkt für den Ertrag der Investitionen also unsicher bleibt, sind die Investitionskosten real und beträchtlich. Alphabet, Amazon und Microsoft planen für das laufende Geschäftsjahr Kapitalausgaben von über 150 Milliarden US-Dollar, mehr als 40 Milliarden US-Dollar über den Ausgaben des Vorjahres. Diese Investitionen werden als massives Vorspiel auf einen bevorstehenden Technologieboom betrachtet.

Um die finanzielle Last zu mildern, haben alle drei Unternehmen Abschreibungen durch die Verlängerung der erwarteten Nutzungsdauer neuer Rechenzentrumskomponenten reduziert – Alphabet beispielsweise konnte durch diese Maßnahme seine Betriebsgewinne um nahezu 4 Milliarden US-Dollar erhöhen.

Ein weiterer positiver Aspekt für die Cloud-Anbieter: Sie sind in der Lage, ihre Investitionen eng mit den erwarteten kurzfristigen Einnahmen von Kunden zu verknüpfen, die begierig darauf sind, die neue Technologie zu testen. Dies trägt dazu bei, dass die Wall Street die zuletzt gestiegenen Investitionen relativ gelassen aufnimmt.

Ob die Welle der generativen KI ausreicht, um die Machtverhältnisse in der Cloud-Industrie zu verschieben, die in den letzten Jahren bemerkenswert stabil blieben, bleibt offen. Während AWS mit geschätzten jährlichen Einnahmen von 100 Milliarden US-Dollar wahrscheinlich doppelt so viel wie Microsofts Azure-Plattform einnimmt und Google noch dahinter liegt, könnte Microsofts früher Vorsprung durch die Partnerschaft mit OpenAI ein entscheidender Faktor hinter dem aktuellen Azure-Wachstum von 31 Prozent sein – fast doppelt so hoch wie die 17 Prozent von AWS.

Das Rennen wird lang sein und die Möglichkeit bieten, die Wettbewerbsdynamik zwischen den Tech-Riesen neu zu definieren.