Ein Werk, das unaufgeregt Weltmarktführer produziert
Oelde im Münsterland – keine Metropole, sondern Kleinstadt. Und doch entstehen hier Separatoren, die in Molkereien, Brauereien und Pharmalaboren rund um den Globus im Einsatz sind.
Gea produziert jährlich tausend Stück, für mehr als 3.500 Anwendungen. Jeder zweite Liter Bier und jeder vierte Liter Milch wird mit Hilfe von Gea-Technik verarbeitet – Zahlen, die man in der Öffentlichkeit selten hört, die aber den Stellenwert des Unternehmens verdeutlichen.
Vom Sanierungsfall zum Dax-Kandidaten
Die 2010er-Jahre waren geprägt von Gewinnwarnungen, verfehlten Prognosen und einem Management, das im eigenen Bürokratiedickicht versank. Erst mit dem Amtsantritt von Stefan Klebert 2019 kam die Wende.
Der Ingenieur gab dem Konzern klare Strukturen zurück, stoppte den Abwärtstrend und stellte Gea wieder profitabel auf. Heute hat sich der Aktienkurs binnen zwei Jahren fast verdoppelt – und der Konzern gilt als aussichtsreichster Anwärter auf einen Platz im Dax.
Pikant: Den Platz könnte ausgerechnet Porsche räumen, Symbol für die Misere der deutschen Autoindustrie.
Warum es bei Gea läuft, während andere stagnieren
Vier Faktoren sind entscheidend: Erstens boomt die Nachfrage in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie, Geas wichtigste Kundschaft. Zweitens produziert der Konzern global, nicht nur in Deutschland – ein Werk in China bedient standardisierte Aufträge.

Drittens sind die Kunden loyal und preissensibel nur begrenzt. Wer einmal Gea-Zulieferer ist, bleibt es in der Regel – die Qualitätsanforderungen lassen kaum Spielraum für Wechsel. Und viertens ist der Wettbewerb überschaubar: Mit Alfa Laval gibt es nur einen ernsthaften globalen Gegenspieler.
Die Kehrseite des Erfolgs
So viel Zuversicht täuscht nicht über Risiken hinweg. Gea operiert in reifen Märkten, die Margensteigerungen werden schwerer. „Die Low Hanging Fruits sind gepflückt“, heißt es unter Analysten.
Die Erwartungen für das laufende Jahr wurden zuletzt verfehlt, wenn auch nur leicht. Doch Investoren haben Klebert bisher Vertrauen geschenkt – und goutieren die konsequente Sanierung.
Symbolik und Realität des Dax-Aufstiegs
Ein Maschinenbauer im Leitindex wäre ein starkes Signal für den Standort Deutschland, in dem der klassische Anlagenbau zunehmend an Gewicht verliert. Doch Symbolik allein trägt nicht.
Gea muss beweisen, dass der eingeschlagene Wachstumskurs mehr ist als ein kurzfristiger Aufschwung nach der Restrukturierung. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob der Konzern zum stabilen Dax-Schwergewicht reift – oder ob er im globalen Wettbewerb nur ein Zwischenspiel bleibt.
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