17. Dezember, 2025

Automobile

Ford stoppt E-Auto-Offensive und schreibt Milliarden ab

Der US-Autokonzern kappt zentrale E-Projekte, stellt Modelle ein und verbucht Abschreibungen in historischer Größenordnung. Die Entscheidung zeigt, wie stark sich Markt, Politik und Renditeerwartungen verschoben haben.

Ford stoppt E-Auto-Offensive und schreibt Milliarden ab
Ford stellt zentrale E-Auto-Projekte ein und verbucht 19,5 Milliarden Dollar Abschreibungen. Der Konzern setzt wieder stärker auf Verbrenner und Hybride.

Ford beendet einen der ehrgeizigsten Strategiewechsel seiner jüngeren Unternehmensgeschichte mit einem bilanziellen Paukenschlag. 19,5 Milliarden Dollar schreibt der Konzern ab, große Teile der bisherigen Elektroauto-Offensive werden gestrichen. Was als Vorstoß in eine elektrische Zukunft begann, endet vorerst in einer Rückbesinnung auf Verbrenner und Hybride.

Der Schritt ist kein taktisches Nachjustieren mehr, sondern eine grundlegende Korrektur. Ford verabschiedet sich von mehreren zentralen E-Modellen, stellt Investitionen ein und ordnet seine Produktionspläne neu. Die Botschaft ist klar: Große, teure Elektrofahrzeuge lassen sich unter den aktuellen Bedingungen nicht profitabel verkaufen.

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Die Elektrowette rechnet sich nicht mehr

Im Zentrum der Kehrtwende steht der F-150 Lightning. Der elektrische Pick-up sollte beweisen, dass auch Amerikas meistverkauftes Fahrzeug elektrisch funktionieren kann. Der Marktstart 2022 war vielversprechend, zeitweise lagen rund 200.000 Bestellungen vor. Doch das Momentum verpuffte schnell. Hohe Preise, steigende Zinsen und eine abkühlende Nachfrage bremsten den Absatz.

Ford zieht nun die Konsequenz: Die reine Elektroversion des F-150 läuft aus. Künftig soll stattdessen eine Hybridvariante mit Range Extender kommen, bei der ein Benzinmotor als Generator dient. Für den Konzern ist das ein klarer Strategiewechsel – weg vom vollelektrischen Anspruch, hin zu einer Übergangstechnologie, die Reichweitenangst und Kostenprobleme abfedert.

Noch deutlicher wird der Kurswechsel bei den Projekten, die gar nicht erst auf den Markt kommen. Der geplante elektrische Truck der nächsten Generation mit dem internen Namen T3 wird gestrichen, ebenso mehrere elektrische Nutzfahrzeuge. Damit verschwindet praktisch die komplette zweite Generation der ursprünglich angekündigten E-Auto-Palette.

Milliardenabschreibung legt strategische Fehler offen

Die finanziellen Folgen sind enorm. Rund 8,5 Milliarden Dollar entfallen auf eingestellte Fahrzeugprogramme. Weitere sechs Milliarden betreffen die Auflösung eines Batterie-Joint-Ventures mit dem südkoreanischen Hersteller SK On. Hinzu kommen etwa fünf Milliarden Dollar für projektbezogene Kosten, etwa für umgeplante Werke, Entwicklungsausgaben und Lieferverträge.

Die Abschreibungen ziehen sich bilanziell bis 2027, der Großteil wird jedoch bereits im vierten Quartal verbucht. Für Ford ist das mehr als ein Buchungsvorgang. Die Zahlen markieren das Eingeständnis, dass zentrale Annahmen der E-Strategie nicht aufgegangen sind – weder beim Absatz noch bei den Kosten.

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Politik und Markt ziehen in eine andere Richtung

Fords Kehrtwende ist kein Einzelfall, sondern Teil eines breiteren Branchenmusters in den USA. Die Nachfrage nach Elektroautos hat deutlich nachgelassen. Besonders spürbar wurde der Einbruch nach dem Auslaufen der seit Jahren bestehenden staatlichen Kaufprämie von 7.500 Dollar Ende September. Im November lagen die US-Verkäufe von E-Autos rund 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Gleichzeitig hat sich das politische Umfeld verändert. Die Regierung von Präsident Donald Trump hat Förderprogramme für Elektrofahrzeuge gestrichen und Umweltauflagen gelockert. Damit entfällt ein zentraler Hebel, der die Nachfrage bislang gestützt hat. Für Hersteller wie Ford verschlechtert sich die Kalkulation spürbar: geringere Subventionen treffen auf hohe Produktionskosten und eine zunehmend preissensible Kundschaft.

Rückkehr zu bewährten Erträgen

Vor diesem Hintergrund richtet Ford seinen Fokus neu aus. Verbrenner- und Hybridmodelle rücken wieder ins Zentrum der Investitionsplanung. Konzernmanager Andrew Frick begründet den Kurs mit der Rendite: Statt weiteres Kapital in große E-Autos ohne klaren Weg zur Profitabilität zu stecken, wolle man in Geschäftsbereiche mit stabileren Erträgen investieren.

Das hat auch arbeitsmarktpolitische Folgen. Kurzfristig kommt es zu Entlassungen in einem Batteriewerk in Kentucky. Mittel- bis langfristig plant Ford jedoch, tausende neue Stellen in der Produktion von Benzin- und Hybridfahrzeugen zu schaffen. Die Fertigungskapazitäten werden entsprechend umgebaut.

Finanziell zeigt sich der Konzern zuversichtlich. Trotz der hohen Abschreibungen hob Ford seine Prognose für den bereinigten operativen Gewinn 2025 auf rund sieben Milliarden Dollar an. Das signalisiert Vertrauen in das Kerngeschäft – und unterstreicht, wie wichtig die margenstarken klassischen Modelle für die Stabilität des Konzerns bleiben.

Erschwingliche Elektroautos bleiben ein fernes Versprechen

Ganz verabschiedet sich Ford von der Elektromobilität nicht. Der Konzern kündigt an, ab 2027 kleinere, günstigere E-Modelle auf den Markt bringen zu wollen. Diese sollen stärker auf Kostenkontrolle und Massenmarkt ausgelegt sein. Konkrete Modelle oder Preispunkte nennt Ford bislang nicht.

Der Zeithorizont zeigt jedoch, wie vorsichtig das Management geworden ist. Die nächste Elektro-Offensive wird nicht mehr mit großem finanziellen Risiko vorgezogen, sondern an Marktsignale und politische Rahmenbedingungen gekoppelt. Bis dahin soll das bestehende Portfolio aus Verbrennern und Hybriden die Kassen füllen.

Fords Kehrtwende ist damit weniger ein Abschied von der Elektromobilität als eine Verschiebung der Prioritäten. Der Konzern folgt dem Geld – und das fließt derzeit nicht in große Batteriefahrzeuge, sondern in Technologien, die Kunden heute kaufen und die sich heute rechnen.