Der Angriff beginnt dort, wo Sumup am stärksten ist
Flatpay setzt seinen Angriff genau dort an, wo die Konkurrenz besonders tief verwurzelt ist: im deutschen Einzelhandel. Während Sumup hier seit Jahren Platzhirsch ist, hat sich das dänische Start-up still und zügig in dieselben Nischen vorgearbeitet – Cafés, Bäckereien, Imbisse, kleine Händler.
Jetzt bekommt Flatpay Rückenwind: 145 Millionen Euro frisches Kapital, angeführt vom französischen Investor AVP und Smash Capital aus Kalifornien. Die Bewertung liegt bei 1,5 Milliarden Euro – Flatpay ist damit das am schnellsten wachsende Unicorn Dänemarks.
Für ein Unternehmen, das erst 2022 gegründet wurde, ist das selbst im Fintech-Sektor bemerkenswert.

Rasantes Wachstum – und ein Geschäftsmodell, das exakt auf deutsche Schwachstellen zielt
Flatpay liefert die Sorte Zahlen, die Investoren elektrisieren: 400 Prozent Umsatzwachstum in den vergangenen zwölf Monaten, über 1400 Beschäftigte, davon allein 540 in Deutschland.
Die Strategie ist einfach und aggressiv:
- Terminal kostenlos.
- Gebühren niedriger als beim Marktführer.
- Fokus auf kleine Händler, die jeden Prozentpunkt Kosten spüren.
Mit 1,29 Prozent pro Transaktion unterbietet Flatpay das gängige Sumup-Modell – und räumt zugleich beim größten deutschen Wachstumsengpass auf: Händler wollen digital anbieten, aber möglichst günstig.
Die Bitkom-Zahlen sprechen eine klare Sprache:
60 Prozent aller Einzelhandelszahlungen sind bereits digital.
Die Mehrheit der Kundschaft würde gern noch öfter digital zahlen – wenn die Händler mitziehen würden.
Und genau hier setzt die nächste große Dynamik ein.
Die Politik liefert unbeabsichtigt Schubhilfe
Union und SPD planen eine gesetzliche Pflicht für digitale Zahlungsmethoden im Einzelhandel. Damit wären alle Händler – auch die letzten Bargeld-Puristen – verpflichtet, Kartenzahlungen anzubieten.
Für die Branche wäre das ein regulatorischer Wendepunkt:
- Der Markt würde schlagartig größer.
- Die Nachfrage nach günstigen, schnell einsetzbaren Terminals steigt.
- Neue Anbieter bekommen eine faire Chance, sich neben den etablierten Playern zu beweisen.
Für Flatpay wäre das Gesetz ein Wachstumstreiber – für Sumup ein Stresstest, ob der Marktführerpreis noch zu halten ist.
Ein Team, das aus der Start-up-Szene bestens vernetzt ist
Die Gründer um Sander Janca-Jensen und Rasmus Busk sind in der europäischen Tech-Szene keine Unbekannten. Unterstützt wurden sie von Geldgebern wie Dawn Capital, Seed Capital – und sogar Fußballweltmeister Mario Götze.
Das Gründerteam positioniert sich bewusst offensiv:
Ein Paymentanbieter, der nicht den globalen E-Commerce im Blick hat, sondern den Bäckerladen an der Ecke. Ein Fintech, das nicht für Developer baut, sondern für Kassensysteme im täglichen Arbeitsstress.
Die Herausforderung: Der Payment-Markt ist kein Sprint, sondern ein Ausdauerrennen
Zum Unicorn zu werden ist die eine Sache. Sich dauerhaft gegen Sumup, PayPal Zettle, Stripe und zahlreiche regionale Player durchzusetzen, eine andere.
Flatpay setzt auf ein Modell, das nur dann funktioniert, wenn drei Faktoren dauerhaft stimmen:
Niedrige Gebühren, hohe Anzahl von Transaktionen, geringe Ausfallraten der Händler.
Der Payment-Markt ist traditionell margenarm, reguliert und technologisch anspruchsvoll. Er vergisst keine Fehler. Ein Ausfall in der Rushhour, ein technischer Fehler am Wochenende – und ein Händler wechselt innerhalb von zwei Tagen den Anbieter.
Wieviel Unicorn steckt langfristig wirklich in Flatpay?
Der Konzern will bis 2029 die Zahl der Vollzeitkräfte verzehnfachen – ein Ziel, das entweder visionär oder riskant wirkt, je nachdem, ob man den Payment-Markt als stabile Infrastrukturbranche oder als zyklisches Wachstumsfeld betrachtet.
Flatpay setzt alles auf Expansion.
Sumup setzt alles auf Marktverteidigung.
Die Politik setzt auf Digitalisierung.
Dieser Dreiklang entscheidet darüber, ob Flatpay am Ende Europameister wird – oder ein weiteres Fintech, das zwar schnell explodierte, aber nicht dauerhaft brannte.
Fest steht: Der Kampf um das digitale Portemonnaie der Deutschen hat gerade erst begonnen. Und die Dänen spielen nicht mehr in der Außenseiter-Liga.


