Donald Trump droht – und die deutsche Exportwirtschaft liefert. Zum fünften Mal in Folge sind die Ausfuhren deutscher Unternehmen gestiegen. Im März legten sie um 1,1 Prozent gegenüber dem Vormonat zu und erreichten ein Volumen von 133,2 Milliarden Euro.

Besonders stark: der Handel mit den USA und China. Doch die Zahlen täuschen über das hinweg, was die Branche wirklich umtreibt: Angst.
Denn die Exporterfolge dürften teilweise auf Vorzieheffekte zurückgehen – Unternehmen ordern, bevor neue Zölle greifen. Es ist ein Boom mit eingebautem Verfallsdatum.
Der US-Markt als Strohfeuer
14,6 Milliarden Euro: So viel exportierte Deutschland im März in die Vereinigten Staaten – ein Plus von 2,4 Prozent zum Februar. Angesichts der jüngsten Ankündigung Trumps, Zölle auf EU-Importe auszuweiten, wirkt dieses Wachstum fast paradox. Tatsächlich ist es aber wohl das Gegenteil eines Trends – eher ein Aufbäumen vor der Flaute.
„Viele Unternehmen haben ihre Bestellungen vorgezogen, um Preissteigerungen durch neue Zölle zu vermeiden“, heißt es aus Branchenkreisen.
Eine Wette gegen die Zeit. Was folgt, ist ungewiss.
China legt wieder zu
Auch Richtung Osten zieht die Nachfrage an: Die Ausfuhren nach China stiegen im März um beeindruckende 10,2 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt bleibt damit ein zentraler Pfeiler für die deutsche Exportindustrie. Doch auch hier gibt es Fragezeichen.
Chinas Binnenkonjunktur schwächelt, die geopolitischen Spannungen mit dem Westen wachsen – und die Industriesubventionen der chinesischen Regierung rufen Brüssel zunehmend auf den Plan. Kurzum: Selbst in guten Zahlen steckt Risiko.

Die Zollangst geht um
Wirklich optimistisch ist in der Exportwirtschaft kaum jemand. Das zeigt auch das Ifo-Geschäftsklima: Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren ist laut der Münchner Wirtschaftsforscher so schlecht wie seit fast fünf Jahren nicht mehr. Der Grund: Die Unsicherheit über Trumps Zollpolitik.
„Der Zollkonflikt mit den USA hat die Hoffnung auf eine Erholung der Exportwirtschaft unterbrochen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen.
Es ist weniger das, was bereits beschlossen ist, als das, was noch kommen könnte. Die Unternehmen fürchten eine Spirale aus Strafmaßnahmen, Gegenreaktionen und Planungsunsicherheit.
Binnenmarkt stabil – aber kein Ersatz
Während der transatlantische Handel wankt, bleibt der EU-Binnenmarkt eine Konstante. Im März exportierte Deutschland Waren im Wert von 72,3 Milliarden Euro in andere EU-Staaten – ein Zuwachs von 3,1 Prozent. Das hilft. Doch als Ersatz für den US-Markt taugt Europa kaum.
Und auch innerhalb der EU wird der Ton rauer: Diskussionen um Subventionen, Industriepolitik und Handelsabkommen nehmen zu. Wer glaubt, der Binnenmarkt sei automatisch ein sicherer Hafen, könnte sich irren.
Großbritannien bleibt Sorgenkind
Kaum Licht gibt es derweil auf der britischen Insel: Die Exporte ins Vereinigte Königreich sanken im März um 2,8 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Das Brexit-Nachbeben ist noch immer nicht ausgestanden. Bürokratie, Verzögerungen, Zollformalitäten – viele Mittelständler meiden das einst so lukrative Geschäft inzwischen ganz.
Ein Zwischenhoch – mehr nicht
Die Zahlen aus dem März sind solide. Aber sie beruhigen niemanden. Weder in Berlin noch in den Vorstandsetagen der exportierenden Unternehmen glaubt man an eine Trendwende. Zu viele Risiken – politisch, wirtschaftlich, geopolitisch – lasten auf dem Geschäftsmodell Exportnation.
Der Aufschwung ist real. Doch er wirkt wie ein kurzes Ausatmen vor dem nächsten Schlag. Wer auf langfristige Planung setzt, braucht dieser Tage vor allem eines: starke Nerven und belastbare Szenarien.
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