Projekt Bromo – Europas Milliardenwette
Ein Name wie aus der Raumfahrtmythologie: „Projekt Bromo“. Hinter ihm steckt der Plan, die Satellitenaktivitäten von Airbus, Thales und Leonardo in einem Gemeinschaftsunternehmen zu bündeln. Ein Volumen von rund zehn Milliarden Euro steht im Raum – ein Signal, dass Europa nicht länger Zuschauer sein will, wenn Starlink und Co. den Orbit dominieren.
Politisch heikle Geburt
So klar die wirtschaftliche Logik, so kompliziert die Umsetzung. Alle drei Konzerne haben staatliche Anteilseigner, und ohne grünes Licht aus Paris, Berlin und Rom geht nichts. Auch die EU-Kommission dürfte genau hinsehen, ob die geplante Aufteilung der Anteile – wohl zu gleichen Teilen – den Wettbewerb verzerrt oder im Gegenteil stärkt.
Schöllhorn deutet Einigung an
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, erklärte Airbus-Verteidigungschef Michael Schöllhorn gegenüber dem Corriere della Sera. Noch sei Feinarbeit nötig, doch er halte eine Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung bis Ende 2025 für realistisch. Airbus-Chef Guillaume Faury sprach zuletzt sogar von einer Einigung in greifbarer Nähe.

Starlink als übermächtiger Gegner
Elon Musks Starlink hat bereits über 6.000 Satelliten im Orbit, China investiert massiv in eigene Konstellationen. Europa hinkt hinterher – nicht technologisch, wohl aber organisatorisch. Statt drei parallelen Programmen will man künftig einen schlagkräftigen Champion formen. Nur so lassen sich Skaleneffekte nutzen und milliardenschwere Aufträge aus Verteidigung und Telekommunikation sichern.
Industriepolitik im All
Für Brüssel und die Hauptstädte geht es um mehr als Wirtschaft. Satelliten sind strategische Infrastruktur – für Kommunikation, Sicherheit und Autonomie. Das „Projekt Bromo“ wird daher zum Testfall: Kann Europa seine Industriepolitik im All genauso entschlossen betreiben wie auf der Erde?
Ein starkes Signal – oder der nächste Kompromiss?
Noch sind viele Fragen offen: Wer führt das Gemeinschaftsunternehmen? Welche Rolle spielen kleinere Zulieferer? Und wie groß ist die politische Bereitschaft, nationale Interessen hintanzustellen? Fest steht nur: Wenn Europa nicht handelt, wird der Abstand zu den USA und China noch größer. Der Satelliten-Champion muss nicht nur geboren werden – er muss auch fliegen.
Das könnte Sie auch interessieren:
