19. April, 2025

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EU trotzt Sanktionen: Anstieg der russischen Gasimporte trotz ukrainischem Konflikt

EU trotzt Sanktionen: Anstieg der russischen Gasimporte trotz ukrainischem Konflikt

Die EU hat im vergangenen Jahr trotz des andauernden russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ihre Importe von russischem Gas überraschend um 18 Prozent erhöht, berichtet die Denkfabrik Ember. Dabei berücksichtigt wurde sowohl Pipeline-Gas als auch Flüssigerdgas (LNG). Dies steht im Widerspruch zu den Sanktionen gegen russische Energieträger, die nach dem Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 verhängt wurden. Zwar strebt die EU bis 2027 ein Ende der Gasimporte aus Russland an, doch ist dies bislang nicht rechtsverbindlich.

Besonders auffällig ist der Anstieg der Gaslieferungen nach Italien, Tschechien und Frankreich. Im Gegensatz zu wachsenden Importen ist die Nachfrage in der EU jedoch laut Ember stabil geblieben. Ironischerweise sind die Gaspreise im Jahr 2024 um fast 60 Prozent gestiegen, was den verstärkten Import aus Russland umso problematischer erscheinen lässt.

Pawel Czyzak von Ember äußerte harsche Kritik an der Situation, indem er betonte, dass die EU erhebliche Summen in teure LNG-Einrichtungen investiere, anstatt sich auf erneuerbare Energien und Effizienzmaßnahmen zu konzentrieren. Trotz der Spannungen bleibt Flüssigerdgas aus Russland ein wichtiger Bestandteil der europäischen Energieversorgung, da Alternativen derzeit begrenzt sind.

EU-Energiekommissar Dan Jørgensen unterstrich die Notwendigkeit, sich von fossilen Energien aus Russland zu lösen. Die EU-Kommission arbeitet an einem Plan zum Verzicht auf russische fossile Energie, der in den kommenden Wochen vorgestellt werden soll. Jørgensen kritisierte das Verhalten der EU-Mitgliedstaaten und betonte, dass die finanzielle Unterstützung für russische Energieträger indirekt zur Kriegsfinanzierung beitrage.

Aktuell sind Norwegen und die USA die größten Gaslieferanten der EU, und die Kommission plant, die Beziehungen zu den USA weiter zu stärken, um die Energieabhängigkeit zu diversifizieren. Trotz geopolitischer Spannungen bleibt die transatlantische Zusammenarbeit ein wichtiges Thema.