Die Tabakindustrie in Deutschland steht vor der Herausforderung erheblicher Steuererhöhungen für Zigaretten, initiiert durch die EU-Kommission. Jan Mücke, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Tabakwirtschaft und neuartigen Erzeugnisse (BVTE), warnt vor dem daraus resultierenden Preisanstieg, der die Verbraucher stark belasten könnte. Angaben Mückes zufolge könnten die Preise für eine Packung Markenzigaretten auf über 12 Euro klettern, während der Preis für einen Beutel Feinschnitttabak möglicherweise auf über 18 Euro steigen könnte.
Dieser Preisanstieg ist eine Folge der Pläne der EU-Kommission, welche die Anhebung des Mindeststeuersatzes für sowohl Zigaretten als auch Feinschnitt umfassen. Der momentane Steuersatz von 90 Euro pro 1000 Zigaretten soll auf 215 Euro erhöht werden. Parallel dazu wird die Besteuerung von Feinschnitt von 60 Euro pro Kilogramm auf ebenfalls 215 Euro steigen. Kritiker der Maßnahme äußern Bedenken, dass die Tabakproduzenten diese zusätzlichen Kosten an die Verbraucher weitergeben könnten, was die finanzielle Belastung der Konsumenten erhöht.
Besonders kritisch wird der geplante Kaufkraftzuschlag angesehen, welcher die Preise in wirtschaftlich starken Ländern, zu denen auch Deutschland gehört, weiter anheben würde. Experten auf dem Markt fürchten, dass dieser sogenannte 'Preisschock' den illegalen Handel stärken könnte. Jan Mücke verweist auf die bereits hohe Quote an unversteuerten Zigaretten in Deutschland – jede fünfte Zigarette ist betroffen – und zieht einen Vergleich zu Großbritannien, wo der illegale Handel mehr als 40 Prozent ausmacht.
Auch politisch regt sich Widerstand gegen die geplanten Steuererhöhungen. Markus Ferber, CSU-Europaabgeordneter, benennt das Risiko, dass übermäßige Steueranhebungen den Schmuggel begünstigen und den seriösen Unternehmen im Tabaksektor schaden könnte. Er fordert die EU-Kommission auf, einen ausgewogenen Ansatz zu verfolgen und die wirtschaftlichen Folgen für die Branche zu bedenken.
Gegenteilige Meinungen kommen jedoch von Gesundheitsexperten. Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum befürwortet die Erhöhung der Tabaksteuern als eine Maßnahme zur Verringerung des Rauchens – speziell unter Jugendlichen. Wissenschaftliche Studien untermauern diese Position und zeigen, dass eine zehnprozentige Preissteigerung den Tabakkonsum in hochentwickelten Ländern um etwa vier Prozent senken kann.
Der finanzielle Aspekt dieser Maßnahmen bleibt nicht unbedeutend, da Brüssel Interesse signalisiert hat, 15 Prozent der nationalen Tabaksteuereinnahmen in Anspruch zu nehmen. Solche Vorschläge treffen jedoch auf erheblichen Widerstand in den Hauptstädten der EU-Mitgliedsstaaten, die um ihre Einnahmeverluste fürchten.