16. Dezember, 2025

Automobile

EU lockert CO₂-Regeln – warum das Mercedes und VW sofort hilft

Brüssel denkt die CO₂-Regeln neu – und verschafft Mercedes, VW, BMW und Porsche Zeit. Das Verbrenner-Aus wackelt nicht offiziell, verliert aber an Schärfe.

EU lockert CO₂-Regeln – warum das Mercedes und VW sofort hilft
Die EU denkt ihre Klimapolitik für Autos neu. Mercedes, VW und BMW könnten deutlich mehr Spielraum bekommen.

Die europäische Klimapolitik für Autos wird flexibler. Was nach technischer Feinjustierung klingt, ist für die deutsche Autoindustrie von erheblicher Bedeutung. In Brüssel verdichten sich die Hinweise, dass die EU-Kommission die strengen CO₂-Flottenziele für 2030 aufweichen will. Für Mercedes-Benz, BMW, Volkswagen und die Porsche AG bedeutet das kurzfristig Entlastung – und strategisch neue Optionen.

Die EU rückt vom starren Stichtag ab

Bislang gilt eine klare Vorgabe: Der durchschnittliche CO₂-Ausstoß neuer Pkw und leichter Nutzfahrzeuge muss bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 2021 sinken. Jedes Jahr zählt für sich, Abweichungen werden mit empfindlichen Strafzahlungen geahndet. Dieses Prinzip steht nun zur Disposition.

Stattdessen wird in Brüssel über ein sogenanntes Averaging diskutiert. Emissionen sollen nicht mehr strikt jahresbezogen gemessen werden, sondern über mehrere Jahre hinweg ausgleichbar sein. Zeitfenster von drei bis fünf Jahren stehen im Raum. In der Industrie gilt dieses Modell bereits als wahrscheinlich.

Für die Hersteller wäre das ein Paradigmenwechsel. Schwächere Jahre könnten durch stärkere später ausgeglichen werden. Der regulatorische Druck würde nicht verschwinden, aber besser steuerbar.

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Der schleppende Hochlauf der E-Mobilität erzwingt Realismus

Der Hintergrund ist offensichtlich. Der Umstieg auf Elektroautos verläuft langsamer als politisch geplant. Zwischen Januar und Oktober lag der Anteil reiner Elektrofahrzeuge an den EU-Neuzulassungen bei rund 17 Prozent. Besonders in Süd- und Osteuropa fehlen bezahlbare Modelle, eine verlässliche Ladeinfrastruktur und Kaufanreize.

Für die Autobauer entsteht daraus ein Dilemma. Sie sollen ambitionierte Flottenziele erreichen, während der Markt die nötigen Stückzahlen noch nicht hergibt. Eine starre Regulierung würde Strafzahlungen provozieren, ohne die Transformation real zu beschleunigen.

Die geplante Flexibilisierung ist daher weniger ein industriepolitisches Geschenk als ein Eingeständnis politischer Grenzen.

2030 rückt in den Fokus, 2035 verliert an Absolutheit

Für die Hersteller ist das Jahr 2030 entscheidender als das viel zitierte Verbrenner-Aus 2035. Denn die Flottenziele der kommenden Jahre bestimmen Investitionen, Modellpolitik und Margen schon heute.

Parallel zur Debatte um das Averaging wird auch das Verbrennerverbot selbst neu justiert. Statt einer vollständigen CO₂-Neutralität ab 2035 diskutiert die EU-Kommission offenbar ein Reduktionsziel von 90 Prozent. Das würde faktisch bedeuten, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor – etwa mit synthetischen Kraftstoffen oder in Nischen – weiter zugelassen werden könnten.

Offiziell bleibt das Verbrenner-Aus bestehen. In der Ausgestaltung verliert es jedoch an Endgültigkeit.

Die Industrie setzt auf Technologieoffenheit

BMW-Chef Oliver Zipse gehört seit Langem zu den schärfsten Kritikern eines rein elektrischen Pfads. Er fordert Technologieoffenheit und argumentiert, Klimaziele müssten sich an realen Marktbedingungen orientieren. Auch Volkswagen betont inzwischen, dass Regulierung regelmäßig überprüft und angepasst werden müsse.

Die neue Linie aus Brüssel kommt diesen Positionen entgegen. Sie zwingt die Hersteller nicht zu einer Kehrtwende, verschafft ihnen aber Luft, um den Übergang wirtschaftlich abzufedern.

Die Börse honoriert den Kurswechsel sofort

Die Kapitalmärkte reagieren sensibel auf regulatorische Signale. Entsprechend positiv fielen die Kursbewegungen aus. Mercedes-Benz, BMW, Volkswagen und die Porsche AG legten nach Bekanntwerden der Brüsseler Überlegungen spürbar zu.

Das ist kein Zufall. Mehr regulatorischer Spielraum senkt das Risiko hoher Strafzahlungen, stabilisiert die Planungssicherheit und verbessert kurzfristig die Ergebnisvisibilität. Für Investoren zählt weniger die Symbolik des Verbrenner-Aus als die Frage, wie belastend die Zwischenziele sind.

Die EU folgt einem bekannten Muster

Schon bei den Flottenzielen für 2025 hatte die EU Erleichterungen gewährt, um eine Eskalation mit der Industrie zu vermeiden. Auch diesmal deutet vieles auf einen pragmatischen Kompromiss hin. Die Klimaziele bleiben bestehen, werden aber an die Realität des Marktes angepasst.

Für die Autohersteller ist das ein Signal der Entspannung – kein Freifahrtschein, aber ein Aufschub. Der Umbau der Industrie geht weiter. Nur weniger abrupt, weniger dogmatisch und mit mehr ökonomischem Augenmaß.

Ob das Verbrenner-Aus tatsächlich fällt, ist die falsche Frage. Entscheidender ist, dass es politisch entdramatisiert wird. Und genau darin liegt der eigentliche Rückenwind für Mercedes, VW und Co.

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