Nach einem vorübergehenden Stillstand fließt russisches Erdöl wieder über die Druschba-Pipeline nach Tschechien. Die Lieferungen über die wichtige Leitung wurden am Freitagmorgen wieder aufgenommen, wie Mariusz Wnuk, Direktor von Orlen Unipetrol, auf der Plattform X mitteilte. Diese Tochtergesellschaft des polnischen Orlen-Konzerns ist Betreiber der beiden tschechischen Erdölraffinerien in Litvinov und Kralupy an der Moldau.
Zuvor hatte der tschechische Industrieminister Lukas Vlcek den Ausfall des südlichen Strangs der Pipeline gemeldet, ohne spezifische Gründe dafür zu nennen. In einer ersten Reaktion gab die Regierung in Prag grünes Licht für die Nutzung von nationalen Erdölreserven, um mögliche Engpässe zu überbrücken.
Aufgrund von Ausnahmeregelungen sind die Länder Tschechien, die Slowakei und Ungarn derzeit nicht von den EU-Sanktionen gegen russisches Öl betroffen. Der Ausfall hatte jedoch Spekulationen ausgelöst. Kurz zuvor berichtete die Slowakei von Hinweisen auf mögliche Anschläge auf kritische Infrastruktur, ohne jedoch konkrete Verbindungen zum aktuellen Ereignis herzustellen. Medien vermuten hingegen 'administrative Probleme' als Ursache.
Die Druschba-Pipeline, die in Belarus in einen südlichen und einen nördlichen Strang aufgeteilt wird, sichert derzeit einen erheblichen Teil des tschechischen Ölverbrauchs. Dennoch investiert Tschechien derzeit aktiv in die Transalpine Ölleitung (TAL), die von Italien nach Mitteleuropa verläuft. Die Fertigstellung der Erweiterung könnte es dem Land ermöglichen, bereits im nächsten Jahr von russischen Ölimporten unabhängig zu werden.