02. Juli, 2025

Unternehmen

Entlassungen bei Porsche-Tochter MHP

Die IT-Beratung MHP will Mitarbeiter im dreistelligen Bereich entlassen. Der Schritt kommt mitten in einem möglichen Verkaufsprozess – und zeigt, wie angespannt die Lage im Schatten der Automobilindustrie wirklich ist.

Entlassungen bei Porsche-Tochter MHP
Abhängigkeit von der Autobranche rächt sich: MHP kämpft mit Auftragsrückgang aus dem eigenen Konzern. Weniger Investitionen in IT-Projekte und mehr Inhouse-Vergaben bei VW lassen das Geschäft der Beratungstochter einbrechen.

Ein Spartengespenst kehrt zurück – die Kündigungswelle bei MHP

Die Porsche-Tochter MHP, einst als Innovationsmotor der Unternehmensberatung im Automotive-Bereich gefeiert, verliert an Schwung. Nun droht ein tiefer Einschnitt: Nach Informationen der InvestmentWeek plant das Unternehmen, das zuletzt weltweit rund 4.800 Beschäftigte zählte, in Deutschland mehrere hundert Stellen zu streichen.

Der interne Termin zur Verkündung ist gesetzt – mit der Floskel „konkrete Umsetzungsschritte“ kündigt das Management für Dienstag harte Maßnahmen an.

Der Schritt kommt nicht überraschend – und doch trifft er viele unvorbereitet. Vor allem, weil MHP nach außen stets den Eindruck einer gesunden, wachstumsstarken Beratungsfirma vermittelte, die mit Kunden wie Porsche, VW und Audi eng verwoben ist. Intern aber ist der Druck seit Monaten hoch – und das Klima rauer geworden.

Performance Management mit spitzer Feder

Schon im Frühjahr war die Tonlage schärfer. In einer internen Mail wandte sich COO Markus Wambach gezielt an Senior Manager und Associated Partner mit schwacher Auslastung.

Die Betreffzeile: „Call to Action“. Der Inhalt: eine unmissverständliche Aufforderung, ihre Auslastungsquoten zu verbessern – sonst drohten Konsequenzen.

Offiziell war von „branchenüblichem Performance Management“ die Rede. Nun zeigt sich: Es war die Vorstufe zu einer größeren Bereinigung. Die Betroffenen sollen Abfindungen erhalten – gestaffelt nach Betriebszugehörigkeit.

Noch 2024 kaufte Porsche die restlichen MHP-Anteile für 250 Millionen Euro – nun folgt ein drastischer Sparkurs beim Personal.

Eine Branche auf der Bremse

Hinter der Entlassungswelle steht ein ganzer Sektor in der Krise. Die Automobilindustrie, traditionell MHPs stärkster Kunde, investiert zurückhaltender in neue IT- und Digitalprojekte. Gleichzeitig verlagert der Mutterkonzern Porsche – wie auch der gesamte VW-Konzern – zunehmend interne Aufträge an konzerneigene Strukturen.

Hinzu kommt: Viele Unternehmen verschieben in wirtschaftlich unsicheren Zeiten Investitionen in Digitalisierungsprojekte. Gerade Beratungsfirmen, die stark auf wenige Branchen fokussiert sind, trifft das hart. Für MHP ist es ein strukturelles Problem – und ein strategisches Risiko.

Verkauf in der Prüfung – oder bereits eingeläutet?

Porsche selbst hat offenbar schon reagiert – mit dem Kalkül, sich von MHP zu trennen. Bereits seit März halten sich Berichte, dass der Sportwagenbauer das Beratungshaus verkaufen will.

Das Handelsblatt bekräftigte vergangene Woche entsprechende Informationen. Porsche äußert sich nicht offiziell. Intern heißt es nur, man prüfe „kontinuierlich Finanzierungsmöglichkeiten“.

Dabei wäre der Verkauf ein lukratives Geschäft: Die vollständige Übernahme der restlichen Anteile an MHP durch Porsche im vergangenen Jahr deutete auf eine Bewertung von rund 1,4 Milliarden Euro hin. Ein Gesamtverkauf in dieser Größenordnung käme Porsche in der aktuellen Ertragsschwäche gelegen.

Wird MHP zur Rendite-Reserve für Porsche?

Für Porsche könnte MHP damit zu einer Art Kasse auf Zeit werden – ein lukratives Asset, das sich in Teilen oder komplett zu Geld machen lässt. Nicht, weil es schlecht läuft, sondern weil es nicht mehr passt.

Ein Beratungsunternehmen mit Automobil-Fokus wirkt in einer Phase der Branchenverunsicherung weniger strategisch – vor allem, wenn intern längst andere Digitalpläne priorisiert werden.

Doch der Markt weiß: Derartige Verkäufe sind selten risikolos. Ein Käufer müsste nicht nur hohe Summen zahlen, sondern auch die Struktur, Kundenbindung und Zukunftsfähigkeit von MHP glaubhaft bewerten. Die Entlassungswelle dürfte diesen Preis nicht erhöhen.

Ein Konzernsortiment auf dem Prüfstand

MHP ist nicht das einzige Tochterunternehmen im VW-Konzern, dessen strategischer Nutzen zur Debatte steht. Auch andere Beteiligungen werden derzeit überprüft – mit Blick auf Synergien, Kapitalbedarf und Neuausrichtung.

Der Verkauf von MHP wäre deshalb auch ein Signal an den Markt: Porsche will sich fokussieren – notfalls auf Kosten früherer Vorzeigeprojekte.

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