11. Juli, 2025

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Elektro-Offensive aus Kamenz – Mercedes startet Batterieproduktion

Im sächsischen Kamenz nimmt Mercedes-Benz die Serienfertigung neu entwickelter Antriebsbatterien auf. Das Ziel: Schnellere Ladezeiten, größere Reichweiten – und ein geschlossener Wertstoffkreislauf. Die Aktie reagiert positiv.

Elektro-Offensive aus Kamenz – Mercedes startet Batterieproduktion
Die neue Batterie des CLA 250+ soll ultraschnelles Laden ermöglichen. Doch ob die Infrastruktur diesen Tempoanspruch mitträgt, bleibt fraglich.

Startschuss in Sachsen

Rund 40 Kilometer nordöstlich von Dresden steht das Werk, das Mercedes-Benz zur Blaupause für seine elektrische Zukunft machen will: Bei Accumotive in Kamenz ist die Serienproduktion einer neuen Batteriegeneration angelaufen – und damit der technologische Grundstein für den vollelektrischen CLA 250+ gelegt.

Die Zahlen klingen beeindruckend: In nur zehn Minuten sollen künftig bis zu 325 Kilometer Reichweite nachgeladen werden können. Die Gesamtleistung: fast 800 Kilometer mit einer Akkuladung.

Die Fertigung läuft auf einer hochautomatisierten Linie mit 350 Metern Länge – das Werk gilt schon jetzt als eines der modernsten Batteriezentren Europas.

Mehr als ein Technik-Upgrade

Der Produktionsstart in Kamenz ist mehr als nur ein operativer Meilenstein – er ist auch ein wirtschaftspolitisches Signal. Sachsen will bei der Mobilitätswende nicht zusehen, sondern gestalten.

„Wir müssen technologisch an der Spitze bleiben“, sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer bei der Eröffnung. Das Werk leiste einen Beitrag zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit, so der CDU-Politiker – und zur industriellen Zukunft der Lausitz, die jahrelang vom Kohleausstieg geprägt war.

Mit dem Fokus auf schnelle Ladezeiten, hohe Reichweite und Serienproduktion zeigt Mercedes, dass E-Mobilität nicht zwangsläufig mit Verzicht einhergehen muss – sondern mit Leistungsversprechen.

Kreislauf statt Wegwerfmodell

Bemerkenswert ist nicht nur der technologische Fortschritt der Batterie selbst – sondern auch das dahinterstehende Recyclingkonzept. Ab 2026 sollen gebrauchte Batterien systematisch aufbereitet werden. Zunächst für den Einsatz als Ersatzteile, später für Second-Life-Anwendungen in stationären Stromspeichern.

Mit dem Ausbau der Produktion in Kamenz setzt der Konzern ein industriepolitisches Signal. Doch der globale Batterie-Wettlauf wird längst in Asien entschieden.

Dafür nutzt der Konzern das Know-how von Mercedes-Benz Energy, einem Tochterunternehmen im benachbarten Großröhrsdorf. Dort werden Batterien, die im Auto nicht mehr effizient nutzbar sind, zu großen Speichereinheiten für Industrie und Energieversorger zusammengebaut.

Erst wenn die Leistungsfähigkeit endgültig erschöpft ist, folgt das stoffliche Recycling – mit dem Ziel, einen geschlossenen Wertstoffkreislauf zu etablieren. Für Mercedes ist das ein ökonomischer wie ökologischer Imperativ.

Investorensignal: Aktie im Plus

Die Börse reagierte verhalten optimistisch. Die Mercedes-Benz-Aktie stieg im Xetra-Handel zeitweise um 1,6 % auf 51,70 Euro. Analysten sehen im Produktionsstart eine Bestätigung für den strategischen Kurs des Konzerns – und eine klare Abgrenzung zum Wettbewerb, der mit Lieferschwierigkeiten, Reichweitenkritik oder Softwareproblemen kämpft.

Zugleich zeigt der Schritt: Auch in der deutschen Industrie entsteht ein neues Selbstbewusstsein. Während Tesla in Brandenburg weiterhin auf Medienpräsenz setzt, liefert Mercedes in Sachsen jetzt konkrete Zahlen, Systeme und Lösungen. Im Zentrum: Ladezeiten, Nachhaltigkeit – und ein Produkt, das funktioniert.

Mehr Kamenz, weniger Kalifornien

Die Entscheidung, ein Zukunftsprojekt wie dieses in Sachsen zu realisieren, ist nicht zufällig. Die Region hat nicht nur industrielle Erfahrung, sondern auch politische Unterstützung – und den Ehrgeiz, sich als Hochtechnologiestandort neu zu erfinden.

Die Batteriefabrik in Kamenz ist Teil einer größeren Strategie, mit der Mercedes-Benz den Abstand zur chinesischen und amerikanischen Konkurrenz verringern will. Der CLA 250+ ist dabei nur der Anfang.

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